Sol`Ex, der Spektroheliograph für jedermann
Der Begriff Sol`Ex steht für „Solar Exploration“ oder „Solar Explorer“. Es handelt sich um einen Selbstbau-Spektroheliographen zur Erforschung und zum Studium der Sonne und ihrer verschiedenen Phänomene. Mit Sol`Ex kann die Oberfläche unserer Sonne im Licht verschiedener Spektrallinien abgescannt und in Form von Videos aufgezeichnet werden. Die Methode dazu ist nicht neu, und der Selbstbau ist heute mit 3D-Druckern einfach umzusetzen.
Eine Gruppe um Christian Buil hat einen Selbstbausatz für den 3D-Drucker mit demfranzösischen Hersteller Shelyak verwirklicht [1, 2, 3]. Die Software INTI zum Auslesen der Videos wurde von Valerie Desnoux und ihren Mitarbeitern geschrieben [4]. Eine weitere gibt es von Douglas Smith [5]. Das Design ist auf kleine Teleskope und Objektive abgestimmt. Nachdem der Sol`Ex erfolgreich an ein Teleskop oder Objektiv adaptiert wurde, werden Videosequenzen in der Wellenlänge der vorgesehenen Absorptionslinie wie zum Beispiel Hα aufgenommen. Dabei wird die Sonne einmal komplett abgescannt. Den Rest erledigt die entsprechende Software. Auf die Sonnenphysik und deren Beobachtung gehe ich in diesem Artikel jetzt nicht ausführlich ein. An ein wenig Theorie kommen wir aber doch nicht vorbei. Der SpektroheliographSol`Ex zerlegt in erster Linie das Sonnenlicht in seine einzelnen Wellenlängen. Der Instrumenteneingang besteht aus einem schmalen, 10 Mikrometer breiten und 4,5 mm hohen Eintrittsspalt, der sich im Brennpunkt des Teleskops befindet. Danach folgt ein achromatisches Dublett mit 80 mm Brennweite, das speziell für Sol`Ex optimiert wurde. Diese Linsen sorgen dafür, dass die aus einem Spalt austretenden Lichtstrahlen parallel zueinander verlaufen und dann auf ein holografisches Beugungsgitter mit 2.400 Linien/mm treffen, das für die spektrale Streuung des Lichts sorgt. Ein Objektiv mit einer Brennweite von 125 mm, das ebenfalls speziell für Sol`Ex hergestellt wurde, bündelt schließlich alle Strahlen in der Detektorebene. In der Gitterebene beträgt das Öffnungsverhältnis des angenommenen Strahlenbündels etwa 1:10,6. Das ist auch das optimale Arbeitsöffnungsverhältnis. Die optimale Brennweite des Objektivs beträgt, um die Sonne komplett abzubilden, abhängig von der Pixelgröße der Aufnahmekamera ungefähr 420 mm. Der Sol`Ex funktioniert bis zu einer Brennweite von 1.200 mm. Für diese längeren Brennweiten müssen die jeweiligen Teilbereiche der Sonne gescannt werden, um ein Gesamtmosaik zu erstellen. Ich habe mich für die Umsetzung mit einem preiswerten Einsteiger-Teleskop von Acuter entschieden, dem Maksutov-Teleskop MC 60/750 Maksy 60 Discovery. Dafür musste ich mir noch einige Teile für die Adaption selbst drucken. Als Aufnahmekamera habe ich sowohl die PlanetPro USB3.0 (IMX178 mono) von Lacerta als auch die ZWO ASI178MM (Mono) verwendet. Beide verfügen über eine hohe Empfindlichkeit und eine schnelle Ausleserate. Überhaupt ist Geschwindigkeit und Leistung des verwendeten Computers auf jeden Fall ein Vorteil bei der Datengewinnung. Als Aufnahmesoftware eignen sich SharpCap und auch FireCapture. Nun stelle ich kurz mein persönliches Vorgehen bei einer Aufnahmesequenz mit der Software SharpCap vor (Abb. 1). Das Teleskop wird auf die Montierung gesetzt und in Richtung Sonne geschwenkt. Dabei halte ich die Hand oder ein Blatt Papier über den Okularauszug, um so zu erkennen, wann sich die Sonne ins Blickfeld bewegt. Die Interpretation des Schattens des Teleskopes ist hilfreich bei der Beurteilung, in welche Richtung die Montierung geschwenkt werden sollte. Ist dies gelungen, setze ich den Sol`Ex an das Teleskop und befestige ihn. Hierbei ist es wichtig, dass er entsprechend der Stundenachse ausgerichtet wird, d. h.: Hat man den Sol`Ex mit dem „gesunden Augenmaß“ parallel zur Prismenschiene des Teleskops ausgerichtet, wird die nötige Genauigkeit meist schon erreicht. Die Nachführung wird auf Solar eingestellt. Die Kamera wird mit dem Notebook verbunden und SharpCap gestartet. Ob die Montierung über den PC oder über den Handcontroller gesteuert wird, sei jedem selbst überlassen. Ich nehme beim Sol`Ex den Handcontroller meiner Sky-Watcher-Montierung AZ-EQ6. Meine Einstellungen für die ZWO-Kamera ASI178MM sind: Das sollten für jeden zumindest gute Ausgangswerte sein. Zuerst wird auf das Spektrum selbst fokussiert. Dies geschieht am Sol`Ex selbst mit dem Heliofokalauszug, an dem die Kamera sich befindet. Goldene Regel: Lasst Euch bei jedem Fokussieren immer genug Zeit. Sitzt der Fokus nicht, ist die folgende Arbeit für die Katz`. Jetzt wird in unserem Falle eine ROI (region of interest) um die Hα-Absorptionslinie gezogen. Da die Linie konstruktionsbedingt etwas gekrümmt ist, sollte die Höhe 120 bis 160 Pixel betragen. Ist die Linie zentriert, suchen wir uns den Sonnenrand. Dieser wird nun am Teleskop selbst fokussiert. Auch hier lieber mehr Zeit investieren als zu wenig. Da wir die Sonne über die Stundenachse entlang der Rektaszension scannen, bewegen wir das Teleskop mit der Steuerung an den oberen Rand mit der entsprechenden Steuerungstaste. Dabei fällt auf, dass in der Absorptionslinie – senkrecht zum Verlauf – schwarze Linien erscheinen und verschwinden. Das sind die Filamente der Sonne und wir können diese verwenden, um unseren Fokus noch ein wenig zu verbessern. Bei der Ca-Linie sieht man weiße Auslöschungen, die ebenfalls hervorragend zum Nachfokussieren geeignet sind. Obacht! Wechselt man die Absorptionslinie, muss das Spektrum noch einmal am Sol`Ex nachfokussiert werden [6]. Der Scanvorgang selbst hängt wieder von der eigenen Technik ab. In meinem Fall ergibt Rate 2 (8-fache Geschwindigkeit) die besten Ergebnisse. Das muss jeder selbst für sich und sein Equipment herausfinden. Mein Teleskop hat eine Brennweite von 720 mm und so passt die Sonne nicht komplett auf den Chip. Deswegen mache ich drei Durchgänge pro Sonnenbild. Es reichen zwar zwei, aber beim Zusammensetzen des Mosaiks gibt es öfter Probleme. Zurzeit ist die Sonne sehr aktiv, und so gibt es genug Details für das automatische Zusammensetzen eines Sonnenmosaiks durch Programme wie z. B. Photomerge unter Photoshop („Stitchingprogramme“). Das wird nicht so bleiben, denn das nächste Sonnenminimum ist gewiss. Außerdem gab es unsaubere Übergänge. Zunächst fahre ich also zum oberen Rand der Sonne und richte diesen am linken Rand der ROI aus. Danach befördere ich die Sonne einmal ganz aus dem Bild, denn wir wollen keine Protuberanz abschneiden. Nun wird die Aufnahme gestartet und die Sonne mit achtfacher Geschwindigkeit durch das Bild bewegt. Es ist auch möglich, die Sonne von unten nach oben, also in umgekehrter Richtung, zu scannen. Pro Bildabschnitt mache ich fünf Durchläufe. Die Auswertung erfolgt über die beiden Programme, die ich schon erwähnt habe. Welches man bevorzugt, ist wiederum Geschmackssache. Die Software kann einige Aufnahmefehler korrigieren, reagiert allerdings sehr empfindlich auf Verwacklungen. Es sollte also eine Phase zur Aufnahme abgewartet werden, in der es möglichst windstill ist. Die Weiterverarbeitung erfolgt in der Regel mit der üblichen Bildbearbeitung (Abb. 2-5). Autorin: Sabine Mauer Internethinweise (Stand Juli 2023): | Abb.: 1 Der Sol`Ex, angeschlossen am Teleskop Abb.: 2 Hα-Aufnahme vom 01.06.2023 Abb.: 3 Hα-Aufnahme vom 28.05.2023 Abb.: 4 Ca-Aufnahme vom 28.05.2023 Abb.: 5 Hβ-Aufnahme vom 28.05.2023 |
First Light Jaegers-Teleskop
In der Andromeda 3/2020* beschrieb Jochen in „First Light und Jugendtraum“ seinen Traum von einem Zeiss AS 200/3000 Fernrohr (ein zweilinsiges achromatisches Refraktorobjektiv mit einer Öffnung von 200mm und einer Brennweite von 3000mm), den er tatsächlich verwirklicht hat.
Beim Lesen seines Artikels hatte ich ein „Déjà-vu-Erlebnis“. Mein Traum war auch ein Refraktor, allerdings etwas kleiner, 100/1500, den ich nur zur Planeten-, Mond- und Sonnenbeobachtung nutzen wollte. Auch da sollte es eine plötzliche Wende / Möglichkeit geben, eine Wende zum …. Doch der Reihe nach:
Ruft mich eines Tages Witold an: „In Süddeutschland gibt es einen Hobbyastronomen, der einen Refraktor von Jaegers-Optik verkaufen will. 100/1.500, hast Du Interesse?“ „Jaaaa, einen so langen Refraktor wollte ich doch immer mal haben! O.k., ich kaufe den für mein künftiges Rentnerdasein.“ Jaegers-Refraktor – hatte ich zuvor noch nie etwas von gehört (dazu weiteres bitte dem folgenden Artikel entnehmen). Witold hat dann den Refraktor irgendwie nach Münster bekommen. Ich sagte ihm auch, er könne den erst mal eine Zeitlang benutzen und testen. Andere Dinge hatten damals für mich höhere Prioritäten. Ja, aus Wochen wurden dann Monate und aus Monaten dann fast ein Jahr. Nun aber wollte ich den Refraktor holen und mir ein eigenes Bild machen. Witold sagte schon, dass der Okularauszug erneuert werden müsste, der wäre nicht mehr so feingängig. Bei der ersten Inspektion konnte ich Witolds Einschätzung nur bestätigen. Ich sprach Lutz darauf an, ob er sich den Refraktor mal anschauen könnte. Gesagt getan: Er schlug vor, den Originalokularauszug durch einen Diamond Steeltrack zu ersetzen. Dabei musste auch eine Anschlussplatte an den Optiktubus mit Innengewinde versehen werden. Ich bat Lutz, sich des Refraktors anzunehmen und, wenn die optischen Eigenschaften es lohnend erscheinen ließen, die Umbaumaßnahmen vorzunehmen. Lutz‘ Expertise ließ nicht lange auf sich warten. Die Optik wäre ausgezeichnet (O-Ton, „so ein toller Refraktor ist mir noch nicht untergekommen!“). Was soll ich sagen, Anfang des Jahres 2021 nahm ich den Refraktor in Empfang. Lutz hatte mit dem umgebauten Fernrohr erste Beobachtungen gemacht und er bestätigte noch einmal die exzellente Qualität der Optik. Ein Baustein meines neu anzuschaffenden Equipments war also vorhanden. Fehlte noch der zweite, eine stabile Montierung. Da kam das Angebot von Klaus gerade recht, seine Losmandy G11 Montierung – inklusive Stativ zu verkaufen, die ich dann auch erwarb. Alles harrte nun dem ersten First Light. Nach langer Vorlaufzeit, auch wetterbedingt, war es endlich soweit. Ich verabredete mich mit Klaus in Ostbevern in der Nacht vom 30.05. auf den 31.05.2021. Um 22:08 Uhr erschien ich auf dem Beobachtungsplatz. Es war noch nicht dunkel und so konnte ich die Montierung und das Teleskop im „Hellen“ schon mal aufbauen. Als Okulare benutzten wir ein 2-Zoll 24 mm Televue Panoptik Okular und ein 2-Zoll 9 mm Nagler von Klaus. Ich hatte ein 1,25-Zoll 8 – 24 mm-Hyperion Universal-Zoom Mark IV Okular mitgebracht, dass ich nebenbei auch testen wollte. Die Wetterbedingungen waren leider nicht optimal. Es war etwas feucht und das Streulicht verhinderte eine bessere Grenzgröße als 4,5 mag. Die Milchstraße war nur im Schwan zu sehen; die Aufteilung der Milchstraßenwolke im Adler und Scutum in Richtung Horizont nur zu ahnen. Wie gesagt, keine optimalen Bedingungen. Als erstes Beobachtungsobjekt nahmen wir uns die Wega in der Leier vor. Die ist ja sehr hell und optische Unzulänglichkeiten sollten schnell aufzudecken sein. Die Scharfstellung mit dem Steeltrack war kein Problem. Der Schnellfokus lief sauber und auch die Untersetzung, sprich Feineinstellung, war ausgezeichnet manuell bedienbar. Mit dem 24 mm-Okular konnte ich in der Mitte des Gesichtsfeldes intrafokal vier Beugungsscheibchen sehen. Extrafokal waren sie nicht zu sehen. Als nächstes habe ich das Fernrohr so verschoben, dass Wega an den Rand des Gesichtsfeldes geriet. Auch hier war der Stern ohne Komaerscheinungen zu sehen – das sprach tatsächlich für eine ausgezeichnete Optik. Weitere Bereichsverstellungen zeigten keine Veränderungen des Sternscheibchens. Top! Auch beim 9 mm-Okular keine Qualitätseinbußen. Einen besonders intensiven Test veranstaltete ich mit dem 8-24 mm-Zoomokular. Bisher hatte ich immer vom Abraten dieser Okulare gehört, aber ich wollte selbst einmal ausprobieren, wie denn qualitätsmäßig das Okular im Vergleich mit dem 24 mm-Panoptik Okular abschneidet. Die Einstellungen auf die gewünschte Brennweite war sehr leichtgängig und als besonderes Schmankerl bei den Stufen 8-12-16-20-24 ein leichtes klicken zu hören. Klaus musste dabei passen, er konnte es nicht hören. Aber wie waren die optischen Eigenschaften einzuordnen? Als Testobjekt musste ε Lyrae herhalten, ein Vierfachsystem, das erst bei einer Vergrößerung von > 100-fach aufzulösen ist. ε1 und ε2 haben einen Abstand von 208“. Die nördliche Komponente ε1 wiederum ist doppelt mit einem Abstand von 2,8“ und den Helligkeiten 5,06 mag und 6,02 mag, Spektralklasse A2 und A4. Die hellere Komponente von ε1 ist ihrerseits ein spektroskopischer Doppelstern. Die südliche Komponente ε2 ist auch ein Doppelstern mit einem Abstand von 2,6“. Die Helligkeiten der beiden Komponenten betragen 5,14 mag und 5,37 mag, Spektralklasse A3 und A5. Was soll ich sagen. Die vier Sterne waren super zu trennen und das Hin- und Herfahren mit den unterschiedlichen Brennweiten – ein Genuss! Fazit: Ich habe das Hyperion Universal-Zoom Mark IV Okular gekauft. Auf dem Weg zum Sternbild Schwan machten wir noch einen Abstecher zu M57, dem Planetarischen Nebel in der Leier. Hm, was sofort auffiel, der Ringnebel war schon ein bisschen dunkel (was ja auch nicht verwunderte bei einem Öffnungsverhältnis von 1:15). Ja, da wünschten wir uns, Klaus und ich, doch einen größeren Spiegel – Linse ist ja kaum zu bezahlen. Also auf zu β Cygni – Albireo, ein Doppelsternsystem mit einem sehr schönen Farbunterschied. Der hellere Stern 3,2 mag hat eine orange Farbe, der andere 5,4 mag ist bläulich. Beide haben einen Abstand von ca. 34“. Die Farben waren super definiert und eindeutig zuzuordnen. Gegen 2:00 Uhr bauten wir das Teleskop mit Montierung wieder ab. Ich verstaute das Equipment in meinen Wagen, in der Gewissheit, dass ich mit dem Jaegers Refraktor noch viele spannende und interessante Stunden der Beobachtung am Himmel vor mir habe. Ein „First Light“ ist noch keine ultimative Testung der Gerätschaften, Fernrohr wie Montierung und Stativ! Ich freue mich darauf, demnächst den Mond und die Planeten zu beobachten, dass war an dem Abend leider nicht möglich, da der Mond erst gegen 2:30 Uhr aufging und so lange wollte ich nicht mehr warten. Autor: Ewald Segna * Vereinszeitschrift der Sternfreunde Münster |
Der Traum eines jeden Astroamateurs
Der Traum, ein professionelles Teleskop für öffentliche Zwecke nutzbar zu machen, wurde wahr. Es war aber ein schwieriger Weg mit unerwarteten Hindernissen.
Glückliche Zufälle und das Durchhaltevermögen eines ganzen Teams führten jedoch zu einem sehr schönen Erfolg. Jeder Astroamateur und jede Volkssternwarte wünscht sich ein großes Teleskop, um möglichst viele Details des Mondes und der Planeten zu sehen und kleinere Deep-Sky-Objekte zu beobachten.