Testberichte

Ein paar Gedanken zum Testen von Amateurteleskopen

„Geht man in der Amateur-Literatur publizierte Instrumenten-Testberichte durch, dann stößt man vielfach auf unpräzise und nichtssagende Begriffe, dilettantische Beschreibungen, die Unkenntnis elementarer physikalischer Sachverhalte, Fehlinterpretationen von Mängeln, und kaum auf technisch konkrete Hinweise für Verbesserungen.“ Diese Worte von Herwin G. Ziegler [1] können durchaus nachdenklich stimmen.

Das StarSense Explorer von Celestron – Platesolving mit dem Handy
Um mit einem Teleskop Objekte schneller zu finden, gibt es verschiedene Ansätze zur Automatisierung. Klassisch sind die GoTo-Systeme, die ihre Position über die Motorumdrehung finden. Daneben haben sich Encoder-Systeme etabliert, die mit einer optoelektronischen Hardware arbeiten. Mit der steigenden Leistungsfähigkeit der Computer kam in den letzten Jahren das Platesolving hinzu.

Das Platesolving nutzt eine empfindliche Webcam, um Fotos des Sternenhimmels zu erstellen und die Sternmuster mit gespeicherten Sternkarten abzugleichen. Daraus wird dann die Position des Teleskops abgeleitet. Während GoTo und Encoder vor dem Start mit Hilfe von Ort, Datum und Uhrzeit am Sternenhimmel eingeeicht werden müssen, ist das Platesolving flexibler im Handling.

Die erste Generation der Platesolving-Systeme arbeitete noch mit einer speziellen Kamera und einem Laptop. Inzwischen sind die Computer und Kameras in den Smartphones so leistungsfähig, dass auf

eine externe Hardware verzichtet werden kann. Platesolving in der Hosentasche – kann das funktionieren? Die Firma Celestron sagt ja und hat eine Serie von Anfängerteleskopen auf den Markt gebracht, die mit einem Spiegelsystem ausgestattet sind, in das Smartphones eingelegt werden können. Das System wird unter dem Begriff „StarSense Explorer“ vertrieben (Abb. 1).

Aktuell (Juli 2023) ist das StarSense Explorer nur in Verbindung mit einem Celestron-Teleskop erhältlich. Das einfachste Modell ist ein 70-mm-Refraktor für etwa 300 Euro. Das Spitzenmodell ist ein 10-Zoll-Dobson zum 5-fachen Preis. Ein StarSense Explorer ohne Teleskop ist nicht erhältlich. Wer also mit einem bereits vorhandenen Gerät die neue Technik nutzen möchte, muss sich ein günstiges Teleskop kaufen und etwas basteln.

Für den eigenen Test wurde der preiswerte StarSense Explorer-Refrakor mit 70 mm Öffnung erworben und das Spiegelsystem vom Tubus abgeschraubt. Im Internet fand sich eine STL-Datei zum 3D-Druck eines Adapters für Sucherschuhe [1]. Der Charme dieser Lösung ist, dass man so den StarSense Explorer zwischen mehreren Teleskopen wechseln kann. Zusätzliche Sucherschuhe gibt es für wenige Euro im Astrohandel. Wer keine Löcher in den Tubus bohren möchte, kann zur Parallelmontage des vorhandenen Suchers auch einen Omegon-Tri-Finder verwenden (Abb. 2).

Bei einem Dobson lohnt sich die Montage eines weiteren Sucherschuhs auf der Drehachse, um eine Kopflastigkeit zu vermeiden. Die Smartphonehalterung hat ein Spiegelsystem. Das Handy liegt dadurch flach auf dem Teleskop, was den Anblick bei der Ausrichtung erleichtert. Für den ersten Test wurde ein zwei Jahre altes Huawei-Handy für 200 Euro verwendet. Die Installation der StarSense Explorer-Software war problemlos. Mit dem Teleskop werden fünf Freischaltcodes geliefert. Das Handy wird in die Handy-Halterung geklemmt und über den Spiegel justiert. In der Anleitung empfiehlt der Hersteller die Justage am Tag. Zum Üben ist das in Ordnung, doch i. d. R. ist nachts eine erneute Justage notwendig. Dabei ist es wichtig, das Handy auf den „Nacht-Modus“ zu schalten. Viele Nutzer übersehen das dafür vorhandene Häkchen bei der Handy-Ausrichtung. Die Ausrichtung ist ansonsten schnell gemacht. Das Teleskop wird auf einen hellen Stern eingestellt. Im Nachtmodus ist der Stern auch auf dem Handy zu sehen. Dort wird hochgezoomt und mit einem Fadenkreuz auf den Stern geklickt – fertig! Das Handy und die Software stimmen sich ab. Danach drückt man auf das Lupen-Symbol, um das Zielobjekt zu wählen. Es werden verschiedene Kataloge angeboten. Im Suchfeld kann einfach eine Katalognummer eingeben werden. Neben dem NGC/IC sind auch einige exotische Kataloge eingebunden. Wichtig ist bei der Suche, dass der erste Buchstabe der Katalogbezeichnung groß geschrieben wird. „Sh2-71“ führt zum Ziel, aber „sh2-71“ wird nicht angezeigt. Getestet wurde auch Pgc143. Die Zwerggalaxie mit dem Eigennamen Wolf-Lundmark-Melotte war im Datensatz ebenfalls vorhanden. Exoten scheinen also gut abgedeckt zu sein. Nachteilig ist, dass keine eigenen Benutzerobjekte definiert werden können. Falls am Himmel etwas Neues auftaucht, müsste die Software aktualisiert werden. Ansonsten ist der Offline-Betrieb weltweit möglich.

Der erste Test erfolgte auf dem heimischen Balkon in der Innenstadt von München. Obwohl die Sicht eingeschränkt war und nur wenige Sterne sichtbar waren, gelang es doch, M 13 zu finden. Wenn die Handy-Kamera durch Bäume oder durch die Decke des darüberliegenden Balkons teilweise abgedeckt war, gelang das Platesolving nicht. Der Einsatz auf dem Balkon funktionierte zwar, aber es machte keinen Spaß.

Der zweite Test erfolgte unter ländlichem Himmel. Verwendet wurde diesmal ein StarSense-Seriengerät: der „Celestron N 130/650 Explorer DX 130 AZ“. Bereits in der Dämmerung am noch stark aufgehellten Abendhimmel führte die Navigation per Smartphone zielsicher zum Kleiderbügel-Haufen Collinder 399. Eine manuelle Suche per Starhopping war zu diesem Zeitpunkt unmöglich, da mit bloßem Auge schlichtweg zu wenig Sterne zur Orientierung sichtbar waren. Mit gleichmäßiger Aufhellung kommt die Technik gut zurecht. Anders verhält sich das bei ausgeprägten Helligkeitsgradienten am Himmel. Das kann zum einen bei vertikalen Gradienten durch Lichtverschmutzung in Horizontnähe verursacht werden. Aber auch Himmelsaufhellung durch den Mond wirkt sich bei Annäherung an unseren Trabanten störend auf die Treffsicherheit von StarSense aus, wie eine Beobachtung bei zunehmendem Mond (Mondalter 6 Tage) gezeigt hat. Die App findet dann nicht die ideale Einstellung aus Kameraempfindlichkeit und Belichtungszeit, um die Sterne in dem ungleichmäßig dunklen Himmelsausschnitt abzubilden, und die Zielgenauigkeit lässt nach.

Andere Standardobjekte in der Sommermilchstraße wurden an einem Beobachtungsabend zielsicher gefunden. Darunter Objekte wie M 56, M 71, M 11, M 26. Tief stehende Objekte wie M 6 oder M 7 wurden nicht mehr so zuverlässig gefunden und benötigten zwei oder drei Anläufe, bis sie im Aufsuchokular standen.

Der dritte Test erfolgte in den Hochalpen unter besten Bedingungen im Juli 2022 (Abb. 3 und [2]). Nach der Kalibration an Arktur wurde die Vorschlagsliste „Heute Nacht“ angeklickt. Dort wurden 20 helle Objekte und 30 Herausforderungen angezeigt. Zu den Highlights der Nacht zählte auch der Komet C/2017 K2 (PANSTARRS). Als er eingestellt wurde, stand der Komet unweit des Westhorizontes. Dabei fiel auf, dass die StarSense Explorer-Software über den Standort das lokale Alpenpanorama berechnet und in die Simulation einbaut.

Auf dem Handydisplay war zu sehen, dass der Komet bald hinter einem Berg verschwinden würde. Trotzdem gelang es noch, den Schweifstern aufzufinden. Das Aufsuchen ist ein iterativer Prozess. Die

Software zeigt mit einem Pfeil, in welche Richtung man sich bewegen soll. Nach jeder Bewegung des Teleskops macht das Handy ein neues Foto und führt das Platesolving durch. Das dauert ein paar Sekunden. Auf dem Display kann man dann sehen, wo das Fernrohr am Himmel steht und in welche Richtung man sich als nächstes bewegen soll. Der Maßstab der Simulation passt sich dabei automatisch an. In der Nähe des Zielobjektes wird die Karte vergrößert und der Nutzer weiß, dass er nun feinfühlig vorgehen soll. Nach einem halben Dutzend Iterationen ist das Zielobjekt gefunden. Die Genauigkeit der Positionierung liegt mit etwas Übung bei etwa einem Monddurchmesser. Eine geringe Vergrößerung beim Okular ist also sinnvoll. Helle Objekte findet man so leicht. Bei schwachen Objekten kann der StarSense Explorer eine gute Vorbereitung mit gedrucktem POSS-Foto oder einer Detailkarte nicht ersetzen, ist bei der Lokalisierung aber trotzdem eine große Hilfe.

Weitere Testobjekte waren der 9 mag helle Kugelsternhaufen NGC 6229 und der Gasnebel M 8. Das Aufsuchen von NGC 6229 klappte problemlos, doch M 8 stand schon sehr nah am Horizont und war kurz vor dem Untergang. Bei einem Standort im Flachland hätte man den Lagunennebel in dieser Höhe nicht mehr eingestellt, doch in den Hochalpen war das noch möglich. Es zeigte sich, dass bei Objekten mit weniger als 10° Horizontabstand das Platesolving nicht mehr gut funktioniert. Für die Kamera ist dort schon zu viel vom Sternenhimmel abgedeckt und vielleicht spielt auch der Sternversatz durch die Refraktion eine Rolle.

Die sommerliche Beobachtungsnacht dauerte ca. 4 Stunden. Zu Beginn hatte das Handy einen Ladestand von 85%. Am Ende waren noch 18% übrig. Die StarSense-App benötigt reichlich Strom und das Handy war spürbar wärmer als die Umgebung. In einer langen Winternacht wird ein Handy-Ladekabel mit einer externen USB-Powerbank nötig sein.

Fazit
Mit dem StarSense Explorer präsentiert Celestron bereits im ersten Schritt eine überraschend ausgereifte und funktionstüchtige Aufsuchhilfe für das Handy. Kleinigkeiten sind noch zu verbessern, aber das unkomplizierte Handling und der Verzicht auf zusätzliche Hardware zeigen: dem Platesolving per Handy gehört die Zukunft! Ein Handyhalter ist viel einfacher zu installieren als ein Encodersystem und passt an JEDES Teleskop. Bei Encodern ist eine Adaption an ein vorhandenes Teleskop manchmal mechanisch aufwändig und keineswegs trivial. Die Bewegung der Montierungsachsen und der Encoderachsen müssen aufeinander abgestimmt werden – eine Hürde, die beim Platesolving keinerlei Rolle spielt.

Noch ist das Platesolving mit dem StarSense Explorer auf eine kleine Baureihe von Celestron-Teleskopen beschränkt, doch das könnte sich in Zukunft ändern. Bei den zahlreichen Planetariumsprogrammen am Markt sind schon 90% des Weges geschafft und der Rest hängt eher an der immer besseren Technik der Handys. Encoderlösungen haben noch einen Platz als Nischentechnik. Sie sind überlegen, wenn es nur Wolkenlücken gibt oder vom Balkon nur kleine Himmelsausschnitte zu sehen sind.

Das Aufsuchen per Platesolving erfolgt schrittweise und dauert ein oder zwei Minuten. Bei bekannten Standardobjekten wird ein erfahrener Beobachter mit dem Sucher schneller sein, doch gerade erfahrene Beobachter mögen es auch, schwierige Objekte abseits der üblichen Pfade aufzusuchen. Da fehlen dann oft die nötigen Orientierungssterne und der StarSense Explorer ist ein Schritt nach vorn. Wenig erfahrene Anfänger können vom StarSense Explorer am meisten profitieren. Das Handling ist einfach und das Starhopping per Sternkarte muss nicht mehr erlernt werden.

Autor: Bernd Gährken

Internethinweise (Stand Juli 2023):
[1] 3D-Druck: Adapter für Sucherschuhe, www.thingiverse.com/thing:4868065/files
[2] B. Gährken, 2022: „Beobachtungsbericht Juli 2022“, http://astrode.de/7kallist25j22c.htm

Abb.: 1 StarSense mit eingelegtem Handy
Abb.: 2 Die Doppelmontage mit einem „Trifinder“ erspart das Bohren neuer Löcher im Tubus
Abb.: 3 Beobachtungsnacht im Juli 2022 in Sölden

Ein neuer Himmel: Beobachtungen mit einem Nachtsichtgerät der 3. Generation

Die Beobachtung mit einem Nachtsichtgerät (NSG) ist im Bereich der Amateurastronomie aktuell noch nicht sehr verbreitet, vor allem vermutlich aus Kostengründen. Technisch werden dabei, durch das auf eine Fotokathode auftreffende Licht, Elektronen auslöst, die wiederum, durch eine Hochspannung im Vakuum beschleunigt, an der Gegenseite auf einen Phosphorschirm auftreffen und ein Bild erzeugen.

Beim letzten großen Herzberger Teleskoptreffen im Jahr 2019 hatte ein Sternfreund ein solches Nachtsichtgerät mitgebracht und lud u.a. mich ein, mal einen Blick zu riskieren. Da ich gerne mal neue Sachen ausprobiere, habe ich das Angebot dankend angenommen. Das was ich dann zu sehen bekam, hat mir die Sprache verschlagen und mir war klar, so etwas brauchen wir unbedingt auch an unserer Sternwarte.

Und so hat der Astroclub Radebeul seit dem Frühsommer 2020 ein OVNI-M des französischen Anbieters „OVNI Night Vision“ zur Verfügung. Es besteht aus einem 26 mm f/1,2 Objektiv, dem einstellbaren Restlichtverstärker der 3. Generation mit weißem Phosphorschirm und einem 26 mm Okular mit Dioptrienausgleich. Das ergibt dann in dieser Konfiguration eine einfache Vergrößerung mit etwa 40° Gesichtsfeld, ausreichend zur Beobachtung kompletter Sternbilder. Zusätzlich kann man das Objektiv entfernen und durch andere Optiken ersetzen. Wir haben mittlerweile drei MFT Objektive (35 mm f/0,95, 21 mm f/1.4, 6,5 mm f/2) und diverse M42-Optiken im Einsatz. Wichtig ist es dabei eine möglichst große Offenblende verwenden zu können. Weiterhin kann man auch noch einen 1,25-Zoll Adapter montieren und das Gerät dann an beliebigen Teleskopen einsetzen. Zudem besteht die Möglichkeit der afokalen Beobachtung, welche in Verbindung mit einem 55 mm Okular die Lichtstärke des Teleskops im Vergleich zur fokalen Beobachtung etwa verdoppelt.

Die Empfindlichkeit eines solchen Gerätes ist im Roten und vor allem im nahen Infraroten am größten und damit auch in der Hα-Linie, die das Auge nachts normalerweise nicht mehr wahrnehmen kann. Das eröffnet der visuellen Beobachtung völlig neue Möglichkeiten. Ich möchte im Folgenden mal ein paar Ergebnisse und Erfahrungen teilen.

Guckt man mit der Originaloptik ohne Vergrößerung, fällt zuerst die deutlich gesteigerte Grenzgröße auf. Bei guten Himmelsbedingungen kommt man fast bis zur 8. Größe. Der Sternenreichtum den man beim Durchstreifen der Sternbilder entdecken kann, ist sehr beeindruckend, vor allem entlang der Milchstraße. Auch bei lichtverschmutztem Himmel gibt es einen deutlichen Mehrwert. Zudem muss man für schwächere Sterne nicht indirekt gucken und erhält somit eine deutlich bessere räumliche Auflösung. Nachteilig ist der wahrnehmbare Satellitenverkehr, die abgedunkelten Starlinks und weitere schwächere Objekte kommen natürlich wieder in Reichweite, quasi permanenten Rushhour am Sommerhimmel. Da sieht man schon jetzt, was uns rein visuell vermutlich in ein paar Jahren blüht.

Im DeepSky-Bereich sieht man die großen Sternhaufen natürlich besser und auch „Nebel“ wie M31 oder M33 sind leichter auszumachen. Auch die schwächeren Planeten werden machbar, Uranus ist zum Beispiel selbst am Stadthimmel einfach zu erkennen. Bei sehr dunklen Bedingungen ist auch die Sichtung von Neptun durchaus möglich. Schwache rote Gasnebel werden allerdings von der Hintergrundhelligkeit des Himmels größtenteils überstrahlt und sind ohne Filter erst einmal nicht sichtbar.

Für das originale 26 mm Objektiv des NSG gibt es einen Adapter für 1,25-Zoll und 2-Zoll Filter. Der grünblaue Bereich der normalen visuellen Nebelfilter (OIII, UHC) ist für ein solches Gerät aber nahezu unsichtbar. Aber wie anfangs schon erwähnt, gilt das nicht für den Hα-Bereich, den man ja normalerweise nur von Fotos her kennt. Mit einem solchen Filter mit 3-12 nm Halbwertsbreite (HwB) kann man in eine völlig neue Welt starten. Ich verwende aktuell fast immer einen 6 nm Astronomik Filter.

Natürlich gibt es nicht so viele große Nebelgebiete, die für eine einfache Vergrößerung geeignet sind, aber vor allem am Sommer und Winterhimmel wird man durchaus fündig. Die Region um den Nordamerikanebel (Abb. 5) zeigt z.B. nicht nur das Hauptobjekt sondern über die Gamma-Cygni-Nebel auch noch viele schwächere Filamente in der Umgebung. Am Winterhimmel können selbst bei moderater Lichtverschmutzung noch Objekte wie der Californianebel, (Abb. 1) Bernards Loop oder der Rosettennebel gut erkannt werden. Für die Übersichtsbeobachtungen verwende ich mittlerweile meistens das 35 mm f/0,95 mm Objektiv. Damit können auch etwas kleinere Wasserstoffgasnebel gut und auch in ihrer Form besser erkannt werden. Wenn man damit die Milchstraße „abscannt“ wird man auch auf viele Nebel stoßen, die man zuvor garantiert noch nie visuell beobachtet hat.

Bei der engbandigen Hα-Beobachtung muss aber die Verstärkung des NSG deutlich erhöht werden, was zu einer Art Rauschen/Flimmern des Bildes führt. Somit muss man für maximale Detailerkennung auch etwas länger hinschauen, damit das Gehirn sich etwas anpassen kann. Oft ist ein etwas dunkleres Bild besser für die maximale Wahrnehmung geeignet.

Generell ist für Hα-Beobachtungen mit dem NSG (Abb. 2) bei kleineren Brennweiten ein klarer trockener Himmel von Vorteil. Es gab schon diesige mondlose Nächte, wo ich deutlich weniger erkennen konnte als erwartet und welche wo trotz Mond noch viele Details zu sehen waren. Ebenso spielt bei den kleinen Brennweiten auch im Hα die Lichtverschmutzung eine Rolle. Bei dunklerem Himmel geht auch da natürlich mehr aber die hellen Wasserstoffnebel kann man vor den Toren der Großstadt auch dann noch erkennen, wenn mit OIII oder UHC rein visuell nix mehr geht.
Am meisten Freude hat mir das NSG allerdings bisher an größeren Teleskopen, insbesondere an unserem großen 24-Zoll-Dobson bereitet. Um die Beobachtungen zu dokumentieren, kann man einfach das Beobachtungsobjekt mit dem Smartphone knipsen, der helle Phosphorschirm macht das recht einfach möglich.

Die aktuellen Preise für ein solches Gerät liegen beim Hersteller zwischen 6.299 € und 10.999 € je nach Ausstattung. Günstigere Geräte wie sie zum Beispiel in den USA in großer Zahl vertrieben werden, unterliegen leider einem Exportverbot und sind daher in Europa nicht zu bekommen.

Neben der oben erläuterten Möglichkeiten der Beobachtungen mit kleiner Brennweite, möchte ich im nun meine Erfahrungen bei der Nutzung des Nachtsichtgerätes an verschiedenen größeren Teleskopen schildern.

Grundsätzlich hat man mehrere Möglichkeiten mit einem NSG an einem Teleskop zu beobachten. Die unkomplizierteste Variante ist dabei die afokale Beobachtung, wobei der Beobachter einfach das Nachtsichtgerät hinter ein Okular hält bzw. mit einem Adapter fest montiert. Diese Technik ist quasi mit allen verfügbaren Geräten möglich und für solche ohne abnehmbares Objektiv auch die Einzige. Durch die Okularbrennweite wird die Vergrößerung bzw. Lichtstärke bestimmt und man kann durch die Verwendung von sehr langbrennweitigen Okularen auch an Teleskopen mit großem Öffnungsverhältnis gut beobachten. So wird an einem f/8-Gerät mit einem 55 mm Okular und der 26 mm Linse des NSG die entsprechende fokale Lichtstärke auf etwa f/4 halbiert. Ein großer Nachteil ist dabei aber der große und schwere Aufbau dieser Adaption insbesondere an Teleskopen mit nicht ganz so stabilen Okularauszügen. Zudem besteht auch die erhöhte Gefahr von Streulichteinfall zwischen Okular und NSG-Objektiv.

Das OVNI-M bietet die Möglichkeit der direkten Adaption ohne Objektiv. Dafür wird ein 1,25-Zoll-Adapter montiert, der mit dem Gerät mitgeliefert wird. Diese Montage ist kurzbauend, sehr stabil und ohne die Gefahr von seitlichem Streulichteintritt. Die Brennweite bzw. Lichtstärke wird dabei durch das Öffnungsverhältnis des Teleskops selbst definiert und kann durch die Verwendung von Reducern oder Barlowlinsen noch angepasst werden. Ich habe mich nach einigen Tests für diese Variante entschieden, da uns lichtstarke Vereinsteleskope zur Verfügung stehen und insbesondere bei der für uns wichtigen öffentlichen Himmelsbeobachtung eine schnelle und stabile Adaption wichtig ist. So wird einfach bei Bedarf das Nachtsichtgerät statt einem Okular in den Auszug geklemmt. Die Scharfstellung erfolgt dabei für alle Beobachter gleich am Okularauszug und individuell mit der Dioptrieneinstellung am NSG. Die Benutzung einer Brille ist problemlos möglich.

Wie bei der Weitwinkelbeobachtung, kann auch bei der teleskopischen Verwendung des NSG mit oder ohne Filter geschaut werden. Wird ein Filter verwendet, kann dieser direkt an den 1,25-Zoll-Adapter geschraubt werden. Grundsätzlich muss man in Beobachtungen ohne-, mit Breitband- oder Schmalbandfilter unterscheiden.

Für die Beobachtung ohne Filter sind insbesondere flächenhelle Deep-Sky-Objekte wie Kugelsternhaufen oder Planetarische Nebel, stellare Objekte wie die äußeren Planeten und deren Monde, Asteroiden oder Supernovae sehr gut geeignet. Die Objektgröße muss dabei natürlich zur Brennweite des Teleskops passen. Wir verwenden zumeist ein 24-Zoll f/3.8 GoTo Dobson Teleskop mit etwa 2.280 mm Brennweite (inkl. Korrektor). Für Galaxien ergeben sich durch die geringe Empfindlichkeit des NSG im kurzwelligen Bereich des sichtbaren Spektrums allerdings Einschränkungen. So sind flächenschwache Galaxien mit hohem Blauanteil kaum oder gar nicht sichtbar, da die Hintergrundhelligkeit des Himmels über den kompletten Empfindlichkeitsbereich des NSG auch mit verstärkt wird. Hellere Galaxien wie solche in Kantenstellung oder mit hellem Kernbereich können jedoch sehr gut gesehen werden. Was ich persönlich als großen Vorteil insbesondere für die öffentliche Beobachtung empfinde, ist, dass man weder dunkeladaptiert sein muss noch gezwungen wird die Technik der indirekten Beobachtung zu verwenden. Der komplett unerfahrene Sternwartenbesucher hat damit erfahrungsgemäß größere Probleme. Für den erfahrenden Beobachter bringt der Verzicht auf die indirekte Beobachtung oft eine Verbesserung der wahrgenommenen Bildschärfe mit sich. Kleine Details, die man bei indirekter Beobachtung bestenfalls erahnen kann, sind mit direkter Erfassung im NSG besser erkennbar. Das betrifft Strukturen in Galaxien wie Dunkelbänder oder Knoten, die Monde des Neptun oder Uranus, Sterne in schwachen Kugelsternhaufen oder auch die Erkennung von Zentralsternen in Planetarischen Nebeln. Beispielsweise kann man am 600 mm Dobson mit dem NSG im Ringnebel M57 (Abb. 6)fast immer 2 Sterne sicher im Nebel erkennen, während man ohne NSG schon mit dem Zentralstern große Schwierigkeiten hat.

Beobachtung mit Breitbandfiltern:
Durch die hohe Rot- und Infrarotempfindlichkeit des Nachtsichtgerätes bietet sich natürlich auch die Nutzung von Breitband- bzw. Kantenfiltern an. Dadurch ist es möglich, hellere Deep-Sky-Objekte besser aus einem lichtverschmutzen Himmel heraus zu lösen. Besonders gut funktioniert das mit Kugelsternhaufen, die man mit einem RG685- oder RG742-Filter auch prima bei Vollmond oder in hellerer Dämmerung beobachten kann. Mit dieser Technik können wir mit unserer öffentlichen Himmelsbeobachtung schon etwa 15-30 min früher beginnen als bisher. Bei Gasnebeln darf man allerdings maximal mit einem RG610-Filter arbeiten, um die Nebelinformation nicht zu verlieren.

Beobachtung mit Hα-Filter:
Wie bei der Beobachtung mit Weitwinkeloptiken, kann man auch bei der restlichtverstärkten Hα-Beobachtung mit Teleskopen in eine völlig neue Welt starten. Neben den hellen Nebelregionen der großen Sternentstehungsnebel bieten sich viele kleinere, zum Teil auch weniger bekannte Gasnebel zur Beobachtung an. Planetarische Nebel mit großem Hα-Anteil sind ebenfalls gut geeignet. Hier sollte man sich aber eher an den Rotanteilen von tiefen Fotografien der Objekte orientieren als an normalen Beobachtungsberichten oder Empfehlungen aus der üblichen Deep-Sky Literatur. Diese betreffen fast ausschließlich den OIII-Bereich und treffen kaum Aussagen über die Intensität der Hα-Anteile.

Der Sommerhimmel ist ein sehr dankbares Feld für das Nachtsichtgerät in Kombination mit unserem 6 nm Astronomik Hα-Filter. Insbesondere die großen Gasnebel haben mir im 600 mm f/3,8 Dobson aber auch im 150 mm f/2,8 Hypergraph unglaublich viel Freude bereitet. Ob der Trifidnebel (Abb. 7) mit der dunklen Dreiteilung, der Lagunennebel mit seinen feinen Ausläufern oder der Omeganebel (Abb. 8) mit seinen kontrastreichen Strukturen, der Anblick erinnert eher an Fotografien als an das, was man sonst am lichtverschmutzen Stadthimmel davon erkennen kann.

Oberhalb von M17 zeigt der Adlernebel deutlich die drei Säulen der Schöpfung, die man sonst nur mit Mühe, dunklem Himmel und OIII-Filter erahnen kann. Im Schwan ist der Crescentnebel eindeutig das schönste Hα-Objekt, die unzähligen Filamente dieses Wolf-Rayet Nebels sind auch für den unbedarften Sternwartenbesucher sehr eindrucksvoll erkennbar. Der Cirrusnebel zeigt ebenfalls viele Details aber in einigen Bereichen deutlich andere als normalerweise mit dem OIII-Filter gesehen werden können. Dazu kommen noch einige größere Planetarische Nebel wie NGC6781, M27 oder diverse Abell- und Sharpless-Objekte die von dieser Beobachtungsart profitieren.

Der Winterhimmel hat mit dem Orionnebel (Abb. 4) den hellsten aller Wasserstoffgasnebel zu bieten. Der Detailreichtum, den man durch das NSG erblickt, ist wie aus einer anderen Welt. Natürlich fehlt dem erfahrenen Beobachter etwas die Farbe und Brillanz des normalen Anblicks aber der wahrnehmbare Strukturreichtum macht das deutlich wett. Eine Gemeinsamkeit dieses Objektes mit den hellen Nebeln des Sommerhimmels ist die gute Sichtbarkeit auch bei sehr schlechten Bedingungen. Ich erinnere mich an einen öffentlichen Beobachtungsabend in diesem Winter wobei dichter Cirrusbewölkung außer Vollmond, Mars und einigen helleren Sternen nichts weiter erkennbar war. Ohne NSG war auch im großen 600 mm Dobson vom Orionnebel rein gar nichts zu erkennen. Mit dem Restlichtverstärker und dem 6 nm Filter war er dann plötzlich wieder da und zeigte auch Strukturen im Kern. Natürlich war der Anblick kein Vergleich zur Beobachtung bei klarem Himmel aber die Besucher waren beeindruckt. Somit werden mit dieser Technik bei schlechten astronomischen Bedingungen (Mondlicht, helle Dämmerung, starke Lichtverschmutzung) Objekte in die Sichtbarkeit zurückgeholt, auf die man normalerweise sonst verzichten müsste. Bei guten Bedingungen hingegen erreicht man auch viele bislang komplett „unsichtbare“ Highlights wie den Pferdekopfnebel (Abb. 10), der selbst mit Hβ-Filter am Radebeuler Stadthimmel nicht machbar ist. Als Bonus kann man seine Beobachtungen auch noch mit dem Smartphone festhalten. Das funktioniert mit neueren Geräten sogar freihändig sehr gut. So können unsere Besucher auch abseits von Mondfotos eine Erinnerung an den Beobachtungsabend mit nach Hause nehmen oder der Sternfreund, der mit Fotografie eigentlich nichts am Hut hat, kann auch mal einen Deep-Sky Schnappschuss machen. (Abb. 6 u. 9)

Mit etwas mehr Aufwand kann man auch mit gängigen CMOS Kameras am NSG fotografieren. Dazu braucht man aber noch ein Zwischenobjektiv, um den Phosphorschirm des Gerätes scharf abbilden zu können. Ich habe mit einem 35 mm C-Mount-Objektiv und einer ASI174MM-Kamera sehr gute Erfahrungen gemacht.

Abseits der normalen Deep-Sky Beobachtung, kann man die Eigenschaften des NSG auch für weitere Experimente nutzen. So ermöglich z.B. die hohe Infrarotempfindlichkeit auch eine Beobachtung im sogenannten Methanband bei 890 nm. Dort wird das Sonnenlicht von den Gasriesen stärker absorbiert und sie erscheinen dunkler und mit anderen Strukturen. Bei Saturn sieht man dann je nach Verstärkung nur noch den Ring, ohne Planet dazwischen. Bei Jupiter werden die Monde vor der Planetenscheibe hell sichtbar und man kann helle Polkappen erkennen, die so im sichtbaren Licht nicht gesehen werden können. (Abb. 11) Auch der große Rote Fleck wird als auffällige helle Struktur sichtbar.

Fotografisch kann man das NSG auch als Vorverstärker nutzen, um sehr kurze Belichtungszeiten zu realisieren. So ist quasi auch Hα „Lucky Imaging“ möglich, mit einer einfachen schwarz/wie? CMOS-Kamera und ohne Kühlung. Zudem kann man sehr kurze Ereignisse zeitlich besser auflösen. So war es mir möglich mit einer QHY-174M-GPS Kamera in Kombination mit dem OVNI-M Nachtsichtgerät die Einzelbilder einer 15-Sekunden-Videosequenz des Pulsars in M1 mit jeweils 5 ms Belichtungszeit erfolgreich nach der Pulsarfrequenz zu überlagern. Daraus konnte ich eine Animation einer vollständigen Pulsarperiode erstellen und die beiden kurzen Maxima innerhalb der 33 ms dauernden Rotation deutlich sichtbar macht.

Fazit:
Ich möchte das NSG keinesfalls mehr missen. Es bereichert insbesondere unsere öffentlichen Himmelsbeobachtungen ungemein und ist dort nicht mehr weg zu denken. Aber es kann auch den erfahrenen Hobbyastronomen noch zum Stauen bringen und völlig neue Einblicke auf altbekannte Objekte gewähren. Der experimentier- und bastelfreudige Sterngucker wird ebenfalls viel Spaß damit haben und vermutlich immer wieder neue interessante Anwendungen dafür Entdecken. So bin ich sehr gespannt, ob es auch für die Beobachtung von Polarlichtern oder Red Sprites eingesetzt werden kann oder vielleicht für die Infrarotspektroskopie nützlich ist. Was immer da noch kommt, ich freue mich sehr darauf.

Autor: Martin Fiedler

Internetverweise (Stand: 24.08.2023)
[1] Webseite des Anbieters OVNI Nachtsichtgerät (ovni-nightvision.com)

Abb. 1: Der Californianebel über dem Haus
Abb. 2: Das Nachtsichtgerät
Abb. 3: Das Sternbild Cassiopeia
Abb. 4: Das Sternbild Orion
Abb. 5: Der Nordamerikanebel
Abb. 6: Der Ringnebel  (M57) im 600 mm Dobson, Einzelaufnahme mit dem Smartphone
Abb. 7: Der Trifidnebel (M20) im 600 mm Dobson, gestackt
Abb. 8: Der Omeganebel (M17) im 600 mm Dobson, gestackt
Abb. 9: Cresentnebel, ( NGC 6888) im 600 mm Dobson, Einzelaufnahme mit den Smartphone
Abb. 10: Pferdekopfnebel (Barnard 33) im 600 mm Dobson, gestackt
Abb. 11: Jupiter, Methanband (890 nm) im 600 mm Dobson
Abb. 12: Komet Neowise, afokal im Fernglas

Erfahrungsbericht: Skywatcher Heritage 150p
Auf der Suche nach einem geeigneten Teleskop für das „schnell mal Rausgehen“ hatte ich mir ein Dobson-Teleskop des Typs Skywatcher Heritage 150p zugelegt, ein Teleskop für den visuellen Gebrauch. Als Astrofotograf hat mich natürlich die fotografische Eignung interessiert, über die ich hier berichten möchte. Mir ging es um die Frage: Eignet sich das visuell ausgelegte Gerät für die Deep-Sky-Astrofotografie? Im Netz gibt es hierzu meines Wissens wenig Informationen, so dass dieser kleine Bericht für den einen oder anderen von Interesse sein könnte.

Auf der Suche nach einem geeigneten Teleskop für das „schnell mal Rausgehen“ hatte ich mir ein Dobson-Teleskop des Typs Skywatcher Heritage 150p zugelegt, ein Teleskop für den visuellen Gebrauch. Als Astrofotograf hat mich natürlich die fotografische Eignung interessiert, über die ich hier berichten möchte. Mir ging es um die Frage: Eignet sich das visuell ausgelegte Gerät für die Deep-Sky-Astrofotografie? Im Netz gibt es hierzu meines Wissens wenig Informationen, so dass dieser kleine Bericht für den einen oder anderen von Interesse sein könnte. Teleskop Auf den einschlägigen Anbieterwebseiten wird das Skywatcher Heritage 150p als Einsteigerteleskop beschrieben, es wird fertig aufgebaut zusammen mit einer Dobson-Montierung geliefert. Das Teleskop selbst ist vom Konzept her ein Newton-Teleskop in offener Gitterrohrtubus-Ausführung. Der Newton ist mit einer EQ5-Level-Prismenschiene mit der azimutalen Dobson-Montierung verbunden und kann leicht entnommen und jederzeit auf einer parallaktischen Montierung befestigt werden. Der optische Tubus besitzt einen 150-mm-Parabolhauptspiegel mit einer Brennweite von 750 mm. Der zusammenschiebbare Tubus (FlexTube™) macht das Gerät besonders leicht transportabel, benötigt tatsächlich wenig Platz und ist schön leicht. Links und rechts befinden sich zwei Führungsstangen, an denen der vordere Tubusteil mit Okularauszug und Fangspiegel bis zum Anschlag auseinandergezogen werden kann (Abb. 1). Der Tubus selbst wiegt ca. 3,5 kg, kommt zusammengeschoben auf eine Länge von ca. 43 cm, auseinandergezogen sind es ca. 72 cm. Der untere Teil besteht komplett aus Metall, der obere Teil, der so genannte Hut, aus Kunststoff. Der 1,25-Zoll-Okularauszug ist als Helical-Drehfokussierer ausgelegt, die Drehmechanik ist ebenfalls aus Kunststoff, die 1,25-Zoll-Okularaufnahme und die Fangspiegelhalterung bestehen aus Metall, der Fangspiegel aus optischem Glas mit Verspiegelung. Justage/Kollimation Skywatcher hat sich hier eine einfache und hinreichend gute Justierhilfe überlegt, bestehend aus einer 1,25-Zoll-Steckhülse, die in den Okularauszug gesteckt wird, mit einem kleinen Loch zum Hineinblicken und einer rückseitigen Verspiegelung. Für den visuellen Gebrauch ist das sicherlich ausreichend, für die astrofotografischen Anforderungen aber definitiv nicht genau genug. Der Blick in den Tubus zeigte mit der Justagehilfe die Mittelmarkierung des Hauptspiegels und innerhalb der Mittelmarkierung das gespiegelte schwarze Loch der Justagehilfe. Die Optik war nach Transport und Auspacken leicht dejustiert und mit ein bisschen Übung gelang die Fangspiegel- und Hauptspiegeljustage in wenigen Minuten. Für die Fangspiegeljustage wird ein 2-mm-Imbusschlüssel benötigt, die Hauptspiegeljustage wird über Rändelschrauben getätigt, die mit ausgestrecktem Arm gut erreichbar sind. Der ausgezogene Tubus ist schön kurz. Mithilfe der vorhandenen und bebilderten Anleitung stellte das Justieren keine Hürde dar. Tagesbeobachtungen Die erste Beobachtung fand wegen des schlechten Wetters zunächst einmal am Tage statt. So konnte ich mich auch gut mit der Mechanik und dem Handling auseinandersetzten. Die einarmige Dobson-Montierung (Rockerbox) und der Tubus wiegen zusammen knapp 8 kg, dies war schnell auf dem Terrassentisch aufgebaut. Die Dobson-Montierung macht einen stabilen Eindruck und der Tubus lässt sich leicht darin bewegen. Kurz ausgerichtet auf die gegenüberliegende Baumgruppe in 200 m Entfernung zeigen die mitgelieferten 25- und 10-mm-Okulare je eine scharfe Abbildung. Die Fokussierung ging leidlich vonstatten, denn der Helical-Okularauszug offenbarte Schwächen. Er hat Spiel, reproduzierbare Ergebnisse sind schwerlich zu erwarten. Trick: Zur Fokussierung habe ich dann das Okular in der 1,25-Zoll-Okularaufnahme verschoben, bis das Bild im Okular scharf wurde. Dann kam meine ungekühlte ZWO ASI290MC zum Einsatz. Diese 2,1-Megapixel-Kamera besitzt einen Farbsensor, wiegt 120 g, hat eine 1,25-Zoll-Steckhülse und ist von kompakter Bauform. Der CMOS-Sensor ist 5,6 mm x 3,2 mm klein. Für mich überraschend, mit der ASI290MC kam ich zunächst nicht in den Fokus. Der Backfokus, also der Abstand von der Sensor-Ebene der Kamera bis zum Adapteranschlag, beträgt genau 12,5 mm. Trick: Dank des FlexTube™-Prinzips habe ich den gesamten vorderen Teil wieder etwas in Richtung des Tubus um ca. 10 mm zurückgeschoben, wieder die Schrauben jeweils an den Führungen fixiert, und schon war ein scharfes Bild auf meinem Notebookmonitor erkennbar. Man darf an dieser Stelle den Entwicklern des Skywatcher Heritage 150p keinen Vorwurf machen, das Gerät ist nicht für den fotografischen Zweck konzipiert. First Light Tage später wurde es zeitweise klar. Das Gerät kurz auskühlen lassen, den Tubus auf meine EQ6-Montierung gesetzt, M 42 im Orion angepeilt, die Software SharpCap 3.2 gestartet und die Belichtungssession konnte beginnen. Ich habe mir das Kurzbelichtungsverfahren zu eigen gemacht, in dem ich auf aufwändige Techniken wie Autoguider, Nachführsoftware, Leitrohr, Guider-Sucher oder Off-Axis-Guider verzichte und mir die guten Eigenschaften der CMOS-Astro-Kameras zunutze mache. Nach der Zentrierung des Objektes lasse ich einfach die Montierung mit eingeschaltetem Stundenachsenmotor laufen. Hierzu habe ich in Sterne und Weltraum [1] einen kleinen Artikel verfasst, wo Details zur Technik dieses Verfahrens beschrieben sind. Diese Vorgehensweise ist meines Erachtens für Einsteiger und Fortgeschrittene gleichermaßen interessant. Meine Belichtungszeiten variieren zwischen 1 und 10 Sekunden, die Einzelbelichtungen werden im SharpCap-Livestacking-Modus automatisch addiert. Der Beobachter sieht, wie das Bild live (und in Farbe) entsteht. SharpCap und Livestacking sind schon eine tolle Sache! Auf meiner Homepage [2] findet der interessierte Astrofotograf einen Link zu einem Youtube-Video, wo das Livestacking mit den Parametern zur Einstellung von SharpCap am Beispiel von M 42 gezeigt wird. M 42 ist in den Wintermonaten natürlich das Paradeobjekt (Abb. 2). Schon in den ersten Sekunden zeigte sich ein überbelichtetes Zentrum, mit Hilfe der Histogrammfunktion ließ sich die Helligkeitsverteilung im SharpCap-Livestacking-Modus schnell korrigieren. Der geübte Astrofotograf schaut natürlich zuerst auf die Qualität der Sternabbildung, die zunächst nicht ganz ideal erschien. Die visuelle Kollimation mit den beiliegenden Hilfsmitteln reichte definitiv nicht aus. Später verwendete ich einen 1,25-Zoll-Laser für die Kollimation und da zeigte sich, dass die Optik trotz des Anscheins der guten visuellen Kollimation beim First Light nicht wirklich gut kollimiert war. Auffällig sind zunächst die 6-fach-Spikes. Das ist etwas ungewöhnlich, da Newton-Teleskope – als Astrografen konzipiert – häufig über 4 Spikes verfügen. Dass sich die Sterne mit 6-fach-Spikes zeigen, liegt an den drei Fangspiegelhalterungen, die entsprechende Beugungserscheinungen erzeugen. Der Okularauszug ist hier ganz klar der Schwachpunkt. Hat man zunächst das System etwas in sich zusammengeschoben, erreicht man den Fokus gut. Allerdings funktioniert der Drehfokussierer nicht wirklich, harkt und hat Spiel. Abhilfe schafft man durch Hin- und Herschieben der Kamera in der Hülse des Okularauszuges mit anschließender Fixierung des Fokus. Summa summarum Das Skywatcher Heritage 150p ist ein kompaktes, leichtes, vergleichsweise günstiges und für die Astrofotografie meines Erachtens durchaus taugliches Instrument. Astrofotografie muss nicht teuer sein, bedenkt man, dass eine Montierung der EQ5-Klasse schon fast überdimensioniert erscheint. Für Livestacking und EAA (Electronically Assisted Astronomy) ist eine EQ3-Montierung in Verbindung mit leichten und ungekühlten CMOS-Astro-Kameras vermutlich schon ausreichend. Mit 750 mm Brennweite lassen sich schon viele Deep-Sky-Objekte detailliert abbilden (Abb. 3 und 4), kleine Sensoren benötigen keinen Komakorrektor. Der Besuch von Planeten oder Mond sollte mit kleinen Kameraformaten wie der ASI120MC-S oder der von mir verwendeten ASI290MC gut möglich sein, für Deep-Sky-Beobachtungen in Verbindung mit Livestacking eignet sich das Gerät, abgesehen von den leichten mechanischen Schwächen, meines Erachten recht gut. Das Thema Streulicht konnte ich abschließend nicht bewerten, auch nicht Langzeitbelichtungen. Bei meinem First Light störte die benachbarte Beleuchtung, ein heller, 60 cm großer Weihnachtsstern in 8 Metern Luftlinie, nicht merklich. Mein Beobachtungsstandort ist das nördliche Hamburg, mit einem Wert von 5 in der Bortle-Skala im Zenit, nach Süden hin einem Bortle-Wert von 6-7. Als städtischer Beobachter mit aufgehelltem Himmel bin ich angetan von der vermeintlich guten optischen Leistung und den Möglichkeiten, die ein solches kleines Gerät bietet. Bei Fragen zur Technik und zur Anwendung des Kurzbelichtungsverfahrens steht der Autor gern zur Verfügung. (Nov. 2022) Autor: Peter Bresseler [2] Literatur- und Internethinweise (Stand: Mai 2022): [1] P. Bresseler, 2020: „Deep-Sky-Objekte kurz belichtet“, Sterne und Weltraum 59 (2/2020), S. 72-77 [2] P. Bresseler: „M 42 Orion Nebel – live view, live stacking EAA mit meinem SkyWatcher Heritage 150p“, https://pixlimit.com/blog_DE.htm
Abb.: 1 Skywatcher Heritage 150p auf Skywatcher-Montierung EQ6-R
Abb.: 2 Zentrum von M 42, 240 x 1 s, ZWO ASI290MC, Skywatcher Heritage 150p, live gestackt mit SharpCap 3
Abb.: 3 M 82, 748 x 1 s, ZWO ASI290MC, Skywatcher Heritage 150p, live gestackt mit SharpCap 3
Abb.: 4 NGC 2261, 1.000 x 1 s, ZWO ASI290MC, Skywatcher Heritage 150p, live gestackt mit SharpCap 3

Testbericht zum Großfernglas Explore Scientific 120mm
Stellvertretend für die immer beliebteren Großbinos aktueller Herstellung möchte ich das Explore Scientific 120mm Großfernglas vorstellen.

Ob nun ES (Explore Scientific), TS (Teleskop-Service) oder APM (APM Telescopes – Markus Ludes) mit unterschiedlichen Lackierungen und Aufdrucken ist die gleiche hochwertige Technik verbaut. Jedenfalls was die sogenannten „Semi-Apo´s“ oder „non-ED“ angeht, während die ED und SD Varianten (apochromatischen Objektive) der Ferngläser ausschließlich bei APM im Angebot sind. Explore Scientific hat das  Gerät „Achromatic Binocular Telescope“ BT120 genannt. 

Die Größen mit den Objektivdurchmessern (Öffnung) von 70, 82, 100 und 120 mm stehen zur Wahl und je nach Anbieter mit 90° oder 45° Einblick erhältlich. Bei Explore Scientific ist nur die 45° Variante erhältlich, während APM beide Varianten anbietet. Die SD-Variante des 120er ist die Königsklasse ohne Zweifel. Wer sich dafür entscheidet, bitte gleich mit Berlebach Planet K70 (Stativ) und der Big-Variante der Gabelmontierung sowie High Power Kollimation. Das neue SD 150er wäre dann sozusagen der „Kaiser“. Hier kommen schnell 8.000 € zusammen für das „SD 120er“ ohne Okulare und deswegen bleibt das für die meisten Binofreunde ein Traum, während die „Normalversion“ mit 2.500 € inkl. Stativ und Gabelmontierung eher erschwinglich ist. Natürlich haben auch die Kleineren der Großgläser Ihre Vorteile und Einsatzgebiete, aber der Aufpreis zum „120er“ ist beim BT120 relativ gering und die Öffnung leistet im Deep Sky Bereich Erstaunliches. Darüber möchte ich berichten, was Ende Februar, Anfang März zu sehen war.

Der 45°-Einblickwinkel eignen sich für Tagbeobachtung und Himmelsbeobachtung bis ca. 60° Höhe. Das würde ich bei den kleineren Großgläsern auf 45° in der Höhe einschränken, weil der Raum fehlt sich mit dem Körper zu Positionieren. Jedoch ragt das 120er so weit nach hinten heraus, dass der Beobachter sich unter das Glas setzt oder sogar teils liegend platzieren muss, wenn diese Beobachtungshöhe anvisiert wird. Ein höhenverstellbarer Stuhl, z.B. ein verstellbarer Bürostuhl, ist hier sehr dienlich.

Stativ: Das Edelstahlstativ gehört bei ES zum Lieferumfang der Montierung. Die Gabelmontierung ist aber bei TS oder APM auch Einzeln erhältlich und kann z.B. mit dem Berlebachstativ UNI19C kombiniert werden, was den Vorteil einer Höhenverstellung via Kurbel bietet. Die Gabelmontierung (Abb. 3) ist solide gefertigt mit zwei kleinen Nachteilen. Beim Herausnehmen des Zapfens aus dem Azimutlager fällt gerne die Kunststoffbuchse mit heraus. Wirklich untauglich ist dagegen die gut gemeinte, aber schlecht gemachte Klemmvorrichtung. Das Fernglas lässt sich hier nicht in die Klemme einklappen wie von den Firmen Vixen oder Losmandy gewohnt, sondern nur von Vorne einschieben. Das ist im Dunkeln äußerst unpraktisch!

Die Gabel mit dem Edelstahlstativ trägt das Großglas ohne zu Klagen, wenn auch das Nachschwingen bei hoher Vergrößerung auffällig ist. Das 120er mit seinen 8,8 kg ist mit dem Handgriff gut zu packen und die Montage ist auch für nicht zu kräftige Personen gut machbar. Der vergleichsweise geringe Platzbedarf und der Einblick von hinten machen auch Balkonbeobachtungen möglich. Die Bewegungen der Gleitlager gehen angenehm weich und lassen sich bei Bedarf per Handschrauben hemmen oder auch klemmen. Die Mechanik des Glases geht gewollt schwer beim Einstellen des  Augenabstands und verstellt sich nicht von Alleine. Die Einzelfokussierungen des Glases gingen leichtgängiger als bei den bisherigen Gläsern. Vielleicht hat der Hersteller hier eine Änderung vorgenommen, jedenfalls ist sie angenehm zu fokussieren. Die Taukappen (Abb. 4) lassen sich ausziehen, die Staubdeckel müssen dazu vorher abgeschraubt werden.

Das Problem der zu losen Kunststoffgewinde bei den Staubdeckeln hat der Hersteller mittlerweile auch im Griff. Das leichte Magnesiumgehäuse beherbergt große Prismen mit 28mm freiem Durchlass für 1,25 Zoll Okulare. Die Prismenaufnahmen würde ich als militärisch solide bezeichnen. Die für mich wichtigste Frage bei einem Bino ist die Justage des Glases. ES/Bresser spricht tatsächlich von einem geeigneten Vergrößerungsbereich von 25-fach bis 75-fach, was eine gute Justage beider Achsen zueinander voraussetzt.  Mein Glas zeigt auch bei 132-fach Vergrößerung noch keine justagebedingten Beeinträchtigungen, was aus meiner Erfahrung außergewöhnlich ist. Nicht jeder Beobachter schaut geradeaus und auch ich habe einen gewissen „Höhenschlag“ in meinen Augen. Beim Glas macht leichtes Schielen nichts aus, weil wir Menschen das gewohnt sind vom Nahsehen.

Dagegen wirkt sich Höhenversatz der Gläser immer störend aus, was hier nicht der Fall ist. Die Justage ist für die Möglichkeiten des Glases voll in Ordnung. Die gute sphärische Korrektur wird beworben und hier möchte ich zustimmen. Beide Objektive liefern eine Sternabbildung wie ein guter Achromat, was mit einem Öffnungsverhältnis von 5,5 keine Selbstverständlichkeit ist.

In der Reihenfolge komme ich als Letztes auf die Farbreinheit (chromatische Aberration) zu sprechen. Bei Tagbeobachtungen und außerhalb der optischen Achsen bzw. am Gesichtsfeldrand erscheint blau und gelb im Bildfeld,  während genau auf der Achse der Farbfehler recht gering ist. Die mitgelieferten ES-20 mm Okulare sind dabei farbneutraler als das 24 mm Panoptic-Okular. Am Mond zeigen die Morpheusokulare mit 6,5 mm Brennweite bei gut 100-facher Vergrößerung farblich  gewöhnungsbedürftige Ränder. Allerdings sind die 5mm ED-TS-Okulare trotz 132-facher Vergrößerung hier deutlich farbreiner bei diesem 120er Glas (120 mm Öffnung). Damit lässt sich der Mond ordentlich bestaunen und nur wer die Möglichkeiten eines Apos kennt, wird hier Jammern. Bei mondloser Nacht mit guter Durchsicht offenbart das Gerät dann seine Stärken.

Das Team aus ES-120-Großglas und optionalen TeleVue 24mm Panopticokularen, was für Binofreunde ohnehin die Wahl ist, brachte mich zum Staunen. Ein randscharfes Bild mit sauberen Sternen und enormer Tiefe lässt den Beobachter binokular auf seine eigene Weise tief in den Himmel tauchen oder hineinsaugen, wie es auch ein größeres Spiegelteleskop mit monokularer Beobachtung in der Weise nicht leisten kann. Das große Gesichtsfeld mit gleichzeitig hoher Auflösung hat etwas „Magisches“ an sich. Bleibt man am Orionnebel hängen, hilft Vergrößerung, um den Nebel besser zu erfassen und Details sichtbar werden zu lassen. Hier machten dann die Morpheus 6,5 mm einen guten Job und brachten auch die höchste Detailerkennbarkeit. Gut zu sehen am Trapez, (Sternengruppe im Orionnebel) wo 5 Sterne dauerhaft zu sehen waren und der Sechste ab und an mal blinzelte. Auf Rigel (Stern im Orion) gerichtet zeigte sich das ungleiche Doppelsternpaar ohne Probleme. Der Flammennebel war mit den 24 mm Panopticokularen sofort erkennbar. Die Galaxiensuche im Sternbild Löwe war ebenfalls von Erfolg gekrönt und die 9 mm Morpheusokulare konnten hier überzeugen. Da fährt man durch die Himmelslandschaft und die Galaxien fallen sozusagen ins Auge. Vermutlich leichter, als es selbst bei einem 8-Zoll-Newton der Fall wäre. So würde ich das Potenzial bei Deep Sky mit dem 120er einschätzen. Zum Schluss wurden dann die Astronomik UHC-E Filter (kontrastverstärkendes F.) eingeschraubt. Beim Schwenken durch die Wintermilchstraße waren dann praktisch ständig wechselnde Nebelobjekte zu sehen, die eben mehr oder weniger deutlich zu sehen waren. Der Rosettennebel erschien wie ein riesiges Nebelgebiet und weniger als isolierter Bereich.

Fazit aus den zwei kurzen Beobachtungen war, dass es meine Liebe schon nach dem zweiten Aufeinandertreffen gewonnen hat.

Autor: Ralf Mündlein (Fa. ASTRO-THEKE)

Abb. 1: BT120 auf Gabelmontierung von der Einblickseite betrachtet
Abb. 2: BT120 nachts einsatzbereit mit ganz ausgefahrenem Stativ und Berlebach-Beobachtungsstuhl
Abb. 3: Gabelmontierung nach selbst durchgeführtem Umbau auf Berlebach-Klemmung für V-Schiene
Abb. 4: BT120 mit ausgezogenen Taukappen
Abb. 5: BT120 in Beobachtungsposition bei 45° über dem Horizont

150mm f11 Wolterscope (Tri-Schiefspiegler), Hersteller: Dr. Heino Wolter
Das Wolterscope wurde in einer schönen Holzkiste mit Tragegriff geliefert, welche sorgsam mit Schaumstoff ausgekleidet war. Das Gesamtgewicht (Kiste mit Gerät) beträgt 24,5 kg. Wer vor hat Teleskop auch mobil einzusetzen, sollte fit genug sein dieses Gewicht an einem Arm tragend transportieren zu können.

Für Leute mit Rückenproblemen oder ähnlichen Gebrechen dürfte das bereits Probleme bereiten. Der Lieferung lag eine ausführliche Bedienungsanleitung, Justierblenden, Justierlaser und ein Inbusschlüssel bei. Die Anleitung ist sehr ausführlich, leicht verständlich geschrieben und beantwortet eigentlich alle eventuellen Fragen.

 
Abb. 1: Das Wolterteleskop in der objektivseitigen Ansicht
 
Abb. 2: Das Wolterteleskop in der rückseitigen Ansicht
 

Erster Test der Optik:
Die Optik zeigte im Sterntest eine sehr gute Korrektur. Ich schätze Sie auf gut 1/6 pv-wave, eher besser. Der Strehl dürfte im Bereich von etwa 0,92-0.97 liegen. Die Optik zeigt auch keinerlei auffällige Rauigkeit. Die Beugungsringe sind sehr gut definiert und ohne jegliche Ausfransungen. Zonen sind mir ebenfalls keine aufgefallen.

Bedingt durch den Transport war deutlicher Astigmatismus vorhanden, die auszujustieren war. Das Justieren der Optik ist einfacher als man vielleicht vermuten würde. Alle drei Spiegel können in der Teleskopachse sowie senkrecht dazu verstellt werden. Wie dabei vorzugehen ist, geht aus der Anleitung eindeutig hervor. Im Regelfall dauert die Justierung am Stern nur ein paar Minuten. Nur bei sehr grober Dejustierung ist der Tubusmantel zu entfernen und mit Hilfe der Justierblenden und des Justierlaser am offenen Gerät die Grundjustage herzustellen. Dafür sind etwa 30 min einzukalkulieren.

Im Sterntest zeigte sich dann eine Verspannung eines oder mehrerer Spiegel, welche nicht von der Auskühlung des Gerätes abhängig war. Das unscharfe Sternscheibchen war vor allem extrafokal deutlich dreieckig. Dieser Fehler drückte die momentane Leistung des Gerätes sicher bis auf 0,8 Strehl oder vielleicht noch etwas weniger. Zum weiteren Vergleich mit anderen Geräten musste dieser Fehler unbedingt behoben werden. Möglicherweise war eine der Spiegelfassungen schuld an dieser Verspannung.

Bei Beobachtungsposition nach Westen zeigte die Optik ansonsten keine weiteren Fehler. Schwenkte man aber nach Osten um, so entwickelt sich ein deutlicher Astigmatismus, der im Bereich von etwa 3/8 pv-wave lag, sich also qualitätsmindernd auswirkte und die Optik unter die Beugungsgrenze drückte. Dieser Astigmatismus war anscheinend von der Position des Tubus abhängig. Ich vermutete Druck einer Fassung auf einen der Spiegel als Ursache dafür. In Absprache mit dem Hersteller wurden die Spiegelfassungen von mir etwas gelockert, damit konnten die angegeben optischen Fehler beseitigt werden. Im Anschluss daran wurden dann die nachfolgend beschriebenen Beobachtungen durchgeführt.

Zur Auskühlung hat das Gerät etwa eine Stunde benötigt, von 26°C Zimmertemperatur auf etwa 18°C Außentemperatur. Berücksichtigt man den geringen Temperaturunterschied, so würde ich empfehlen, am Tubus nicht nur als Sonderausstattung, sondern bereits standardmäßig zwei kräftig saugende Lüfter an der Rückseite (Beobachterseite) einzubauen. Das große Tubusvolumen, sowie die massiven Spiegelfassungen dürften ansonsten im Winter die Auskühlung enorm verlangsamen oder sogar ganz unmöglich machen. Gerade für ein Planetengerät sollte Tubusseeing so gut wie nur irgend möglich minimiert werden.

Mechanik:
Anfangs war ich doch etwas überrascht vom hohen Gewicht des Gerätes. Die EQ6 stellt visuell bereits das Minimum dar, eine noch stärkere Montierung wäre schon fast notwendig. Man benötigt an der EQ6 drei mal 5 kg Gegengewichtscheiben. Fotografisch (Langzeitbelichtung) wird mit Sicherheit eine stärkere Montierung notwendig sein. Die EQ6-Schiene sollte noch ein paar Millimeter mehr Abstand zum Tubus haben, damit man beim Festklemmen des Tubus mehr Platz für die Finger hat.

Für ein besseres Handling des Tubus würde man sich noch große Griffe an der Tubusober- und -rückseite wünschen. Sitzt man beobachtend hinter dem Gerät und will ein neues Objekt einstellen, so muss man sehr umständlich hantieren um den Tubus bewegen und danach die Klemmungen der Achsen anziehen zu können. Ich würde zwei kleinere Griffe an der Rückseite und einen Großen an der Tubusoberseite anbringen.

Der Telrad sollte für einen besseren Einblick nicht ganz hinten am Tubus, sondern eher so weit vorne wie möglich montiert werden. Das erspart dem Beobachter akrobatische Verrenkungen beim Einstellen der Objekte.

Der JMI-NGF DX3 ist ein guter Okularauszug. Die Fokussierräder sind aber etwas zu knapp am Tubus und man hat beim Fokussieren zu wenig Platz für die Finger. Da der Fokus ohnehin weit hinten liegt, könnte man den ganzen Fokussierer mit etwas mehr Abstand zum Tubus montieren.

Das lange Blendrohr des Fokussierers hat ein glänzendes Innenleben. Das könnte bei der Mond- und Sonnenbeobachtung eventuell zu Streulicht führen, welches direkt ins Okular fällt. Der Okularauszug sollte daher noch verblendet, oder zumindest mit Veloursfolie ausgekleidet werden. Eine spätere Prüfung dieses Punktes bei der Sonnen- und Mondbeobachtung ergab allerdings keine Auffälligkeiten.

Die Lackierung des Tubusinneren ist dunkler als z.B. bei den Massengeräten von Sky-Watcher oder GSO und stellte sich bei den folgenden Beobachtungen von Mond, Sonne und Venus bei Tageslicht als problemlos heraus. Die Körner, welche für zusätzliche Rauheit der Lackierung sorgen sollen sind aber zu wenig dicht. Wahrscheinlich kann man auch ganz auf Sie verzichten. Zuerst befürchtete ich aber, dass bei der Mondbeobachtung der Drittspiegel direkt beleuchtet wird und dadurch der Kontrast sinken könnte. Spätere Mondbeobachtungen haben aber auch diese Befürchtung als unbegründet erwiesen. Egal in welchem Winkel das Gerät zum Mond steht oder auch direkt auf ihn gerichtet ist, es waren keine Reflexe, Aufhellungen oder plötzlich auftretendes Streulicht bemerkbar.

Weitere Beobachtungen:
Etwas später konnte ich das Gerät dann am Tage testen. Zur Sonnenbeobachtung habe ich den Folienfilter (Baader-Folie) meines kleinen 4-Zoll Maksutovs an das Wolterscope adaptiert. Die Öffnung wurde dadurch zwar auf 100 mm reduziert, es ersparte mir aber den Neukauf und das Basteln eines eigenen Filters. Man bedenke beim Betrachten der folgenden Bilder also, dass mit voller Öffnung unter entsprechendem Seeing noch feinere Details mit dem Gerät sichtbar werden.

Auf der Sonne verabschiedete sich die große Fleckengruppe NOAA 0635 gerade am Westrand, was ich mit der Webcam festhalten konnte. Folgendes Bild gelang mir fokal mit der ToUCam 740 und Baader AstroSolar ND5:

Rund um diese Fleckengruppe sind auch viele helle Fackelgebiete zu sehen. Die Granulation zeichnet sich ebenfalls sehr schön ab. Mit voller Öffnung könnte man, wie oben erwähnt, noch feinere Details abbilden.

Visuell war die Sonne ebenfalls sehr schön zu beobachten. Der Kontrast des Sonnenbildes ist sehr hoch und mit dem eines sehr guten, farbreinen Refraktor zu vergleichen. Ab etwa 80-facher Vergrößerung ist die Feinstruktur in der Penumbra sowie die Granulation zu sehen. Das Gerät ist zur Sonnenbeobachtung auf jeden Fall sehr gut geeignet. Streulichtprobleme gibt es keine. Beim Blick durch den Okularauszug ist alles sehr schön dunkel und keine Aufhellungen oder Reflexe im überblickbaren Bereich zu erkennen. Da das Seeing relativ gut, war wollte ich nach der Sonne auch noch die Venus einfangen. Mithilfe der Teilkreise habe ich sie relativ rasch gefunden (Viertelstunde). Visuell ebenfalls wieder ein sehr schöner Anblick. Die helle Sichel stand kontrastreich vor einem schönen blauen Himmelshintergrund. Natürlich kam auch hier sofort wieder die Webcam zum Einsatz. Danach habe ich mit einer 2-fach-Barlowlinse die Brennweite verdoppelt. Das Seeing war dazu gerade noch gut genug.

Abb. 3: Fleckengruppe sind auch viele helle Fackelgebiete zu sehen.
 

Abb. 4: Das erste Bild zeigt Venus fokal, bei 1650mm Brennweite
 
Abb. 5: Die Venus mit 2-fach Barlowlinse

Der nächste Punkt am Programm waren Aufnahmen von Doppelsternen möglichst nahe der Auflösungsgrenze, sowie ein Vergleich des Teleskops mit meinem MN78, einem MK67 sowie einem normalen (f5) 6-Zoll und 8-Zoll Newton.

An einem späteren Wochenende hatte ich endlich eine klare Nacht zur Verfügung und konnte das Wolterscope 150 mit einem Intes MK67 (sehr gute Optik im Sterntest, ca. 1/7 pv-wave) und einem GSO 150/750mm Newton (durchschnittliche Optik, ca. 1/4 pv-wave) direkt an Deep-Sky-Objekten vergleichen. Grenzhelligkeit für das freie Auge war in dieser Nacht bei etwa 6,5m im Zenit. Alle drei Geräte hatten etwa 1,5 Stunden Zeit zur Temperaturanpassung und waren im Sterntest frei von Tubusseeing.

Vergleichsobjekte waren M13, die Galaxie NGC 6207 (nahe M13), sowie der Ringnebel M57. Am Wolterscope und am MK67 verwendete ich ein 30mm Widescan II, am Newton ein 15mm TS-Superplössl, womit die Vergrößerungen im annähernd gleichen Bereich lagen.

M13 war im Wolterscope und im MK67 praktisch identisch. Ich konnte keinen wesentlichen Unterschied feststellen, auch meinen Mitbeobachtern ging es so. Die Sternabbildung war in beiden Geräten punktnadelfein, der Haufen am Rand gut aufgelöst und es zeigten sich insgesamt eine große Zahl an Einzelsternen. Die Auflösung in Einzelsterne würde ich etwa der eines 8-Zoll Newtons aus Massenproduktion gleichstellen, aber mit feineren, ästhetischeren Sternen. Der 150 mm GSO-Newton zeigte deutlich weniger Auflösung in Einzelsterne bei weniger schönen, nicht so feinen Sternpunkten, was ich der geringeren optischen Qualität zuschreibe.

NGC 6207 konnte ich problemlos erkennen (ca. 11m) und zeigte sich im MK67 und im Wolterscope 150 wieder auf identische Weise, als direkt sichtbares, kleines elliptisches Fleckchen, im indirekten Sehen dauerhaft haltbar.

M57 habe ich dann noch mit dem Baader O-III Filter beobachtet. Auch hier wieder eine Pattstellung zwischen Wolterscope 150 und MK67. Beide zeigten M57 als hellen Ring, mit nebeligem Inneren und von identischem Aussehen.

Es folgte noch ein Test am Doppelstern. Die Trennung von Epsilon Lyrae war problemlos möglich und aufgrund der Helligkeit dieses 4-fach Systems mit Graufilter am besten. Selbstverständlich ist Epsilon Lyrae kein angemessener Teststern für dieses Gerät. Ich habe mir daher den Doppelstern Zeta Bootis als geeignetes Testobjekt ausgesucht. Die Komponenten sind 4m5 und 4m6 hell bei einer Distanz von 0,8″. Zwar konnte ich dieses Paar nicht nach dem Rayleigh-Kriterium (schwarzer Zwischenraum) trennen, aber nach dem Dawes-Kriterium ging es recht gut. Die Airydiscs der beiden Sterne überlappten sich ein bisschen, erschienen also wie eine 8 mit etwas verschmolzenen Hälften. Somit war eindeutig erkennbar, dass es sich um einen Doppelstern handeln muss. Bedenkt man das nicht optimale Seeing, kann daraus gefolgert werden, dass das Gerät unter optimalen Bedingungen Doppelsterne bis an die theoretische Grenze trennt.

Mein Fazit aus diesen weiteren Beobachtungen:
Das Wolterscope 150 zeigt aufgrund der guten Verspiegelung und Oberflächenqualität Objekte ähnlich hell, wie ein üblicher 8-Zoll Newton aus Massenfertigung. Die Abbildungsqualität bei Deep-Sky ist mit jener eines hochwertigen 6-Zoll Maksutov-Cassegrains vergleichbar.

Mond:
Bedingt durch die geringe Höhe des Mondes in den Sommermonaten war keine hochauflösende Beobachtung des Erdtrabanten möglich. Die Luftunruhe begrenzte die maximal sinnvolle Vergrößerung auf etwa 150-fach. Das Wolterscope lieferte bis zu dieser Vergrößerung jedenfalls eine einwandfreie Abbildung. Trotz der schlechten Verhältnisse habe ich auch hier wieder die Webcam eingesetzt. Mit dem Ergebnis kann man, angesichts der äußeren Bedingungen, sehr zufrieden sein:

Abb. 6: Mondmosaik
 
Abb. 7: Der Krater Copernikus
Abb. 8: Mare Crisium
 
Abb. 9: Sinus Iridum
Abb. 10: Die Krater Copernicus und Kepler
 
Abb. 11: Das Mondarela um den Krater Pitavius
Abb. 12: Der Krater Longomontanus und Umgebung
 
Abb. 13: Der Planet Uranus

Kurz vor der Rücksendung des Gerätes konnte ich in einer sehr klaren Nacht mit durchschnittlicher Luftruhe Uranus ablichten. Eingesetzt wurde wieder die ToU Cam 740 in Kombination mit einer 2.5mal Powermate zur Brennweitenverlängerung:

Weitere Ergebnisse hoffe ich im Spätherbst und Winter zu bekommen, wenn die großen Planeten Jupiter und Saturn günstig stehen und dann auch Vergrößerungen im Grenzbereich sinnvoll benutzt werden können. Dann sollte das Wolterscope so richtig zeigen können, was in ihm steckt.

Im Frühjahr 2005 bekam ich von Herrn Wolter ein zweites Mal das WS 150 zugeschickt, um damit weitere Tests durch visuelle und fotografische Beobachtungen durchzuführen. Vor allem die Gasplaneten Saturn und Jupiter standen diesmal im Mittelpunkt des Interesses. Aber auch einige Punkte in Sachen Handhabbarkeit und Mechanik wollte ich noch genauer untersuchen.

Wie schon das letzte Mal kam das Gerät in dejustiertem Zustand bei mir an, was aber bei einem Transport per Paketdienst als unvermeidlich angesehen und erwartet werden muss. Die Dejustierung konnte ich wie üblich in zwei Schritten, Grobjustierung mittels Laser und Blenden sowie danach Feinjustierung am echten Stern, vollständig beheben. Die sehr ausführliche Justageanleitung lässt keine Frage offen und ist sehr verständlich geschrieben, so dass sich die Justierung weit einfacher und rascher gestaltet als man anfangs annehmen würde. Im Sterntest zeigte sich ein kreisrundes Beugungsscheibchen mit konzentrischen Beugungsringen, frei von Verspannung oder Astigmatismus. Die Beugungsringe waren sehr gut definiert, was auf eine gute Glätte der Optik schließen ließ. Wie schon beim ersten Testgerät war auch dieses wieder frei von Zonen oder einer hängenden Kante. Das ließ wirklich einiges an Leistung erwarten!

Erstes Objekt nach dem Sterntest war Zeta Bootis mit zwei weißen Komponenten 4m5 und 4m7 in nur 0,75″ Distanz. Das Seeing war mittelmäßig bis gut, etwa bei 5-6/10 nach Pickering. Bei 330.facher Vergrößerung (10mm RKE + 2-fach Barlowlinse) erschienen beide Komponenten fast getrennt, sie berührten sich noch etwas, konnten aber bereits gut als doppelt wahrgenommen werden. Das sogenannte Dawes-Kriterium war also erfüllt, trotz der nicht optimalen Bedingungen. Aus diesem Test konnte ich schon schließen, dass das WS 150 an Doppelsternen die mit dieser Öffnung maximal mögliche Leistung bringt.

Es dauerte einige Tage, bis die Bedingungen wieder gut genug für weitere Tests waren. Nun war der wunderschöne Ringplanet Saturn an der Reihe. Ich habe zu Vergleichsbeobachtungen einen Sternfreund eingeladen, der im Besitz eines optisch sehr guten 8-Zoll f6-Newtons ist, welcher auch aktiv belüftet wird und eine sehr hohe Leistung bei der Planetenbeobachtung bringt. Dieser Newton zeigt einen ausgezeichneten Sterntest mit fast identischen Beugungsbildern intra- und extrafokal. Die sphärische Korrektur dürfte bei 1/8 pv-Wave liegen. Wir konnten bis etwa 300-fach vergrößern und die Leistung beider Geräte direkt nebeneinander sehr gut an den Details auf Saturn vergleichen. Die Cassiniteilung taugte dazu aber nicht, denn diese war klarerweise in beiden Geräten voll umlaufend und wirklich pechschwarz. Feinste Unterschiede zeigten sich erst an den Helligkeitsstufen im B-Ring und an den schwach ausgeprägten Wolkenbändern. Der B-Ring des Saturn zeigte von der Cassiniteilung nach Innen drei Abstufungen in der Helligkeit, welche im 8-Zoll Newton nur minimal deutlicher zu erkennen waren als im WS 150. Mein Mitbeobachter war ebenso erstaunt wie ich, über diesen nur geringen Unterschied. Wir hatten hier den Newton deutlich im Vorteil erwartet. Ebenso gering war der Unterschied in der Sichtbarkeit der STrZ. Diese schwache gelbliche Zone auf Saturn ist überhaupt erst mit Öffnungen ab 150mm aufwärts zu erkennen und war im WS 150 relativ einfach und problemlos sichtbar. Im 8-Zoll Newton kam sie geringfügig kontrastreicher. Wir mussten aber mehrmals hin- und her vergleichen, um den Unterschied überhaupt erkennen zu können. Der C-Ring zeigte sich in beiden Teleskopen in einem schönen braunen Farbton, sowohl neben wie auch vor der Planetenkugel. Positiv fiel uns weiters die hohe Bildruhe im WS 150 auf, wahrscheinlich bedingt durch die etwas geringere Öffnung und die damit verbundene geringere Anfälligkeit in Bezug auf das atmosphärische Seeing im Vergleich zum anfälligeren 8-Zoll Newton.

Das WS 150 brachte also fast exakt dieselbe Leistung wie der doch deutlich größere 8-Zoll f6 Newton. Ein sehr positives Ergebnis, das ich mir so nicht erwartet hatte.

An diesem Abend gelang mir nach dem visuellen Test noch eine Webcam-Aufnahme von Saturn, die auch sehr gut den visuellen Eindruck beim Blick durch das Teleskop wiedergibt.

Abb. 14: Der Planet Saturn in seiner  ganzen Pracht

Ein paar Tage nach dieser Saturnbeobachtung tauchte auf der Sonne eine besonders schöne, interessante Fleckengruppe auf, die sich auch sehr gut entwickelte. Herr Wolter hatte mir extra einen fertigen Objektivsonnenfilter aus Baader Astrosolar mitgeschickt, in voller Öffnung natürlich. Am 1. Mai, einem Feiertag, nutzte ich die ideale Gelegenheit die Sonne noch vor der größten Nachmittagshitze aufzunehmen und es sollte sich wirklich lohnen. Die folgenden Aufnahmen der großen Fleckengruppe sind die besten Sonnenaufnahmen, die mir bisher gelungen sind.

Abb. 15: Eine Sonnenfleckengruppe
 

Abb. 16: Die gleiche Fleckegruppe mit zusätzlicher Vergrößerung

Auch visuell war die Granulation wunderschön zu sehen, ebenso wie die feinsten Fasern in der Penumbra, dem hellgrauen Hof des Sonnenflecks, der den schwarzen Kern, die Umbra, umgibt. Diese Details haben eine Ausdehnung von nur etwa 1 Bogensekunde und verlangen eine ausgezeichnete Kontrastwiedergabe.

Am selben Abend konnte ich zum ersten Mal mit dem WS 150 den Planeten Jupiter beobachten. Die Bedingungen waren aber aufgrund der großen Tageserwärmung ziemlich schlecht. So dauerte es noch etwas, bis sich die Gelegenheit ergab das WS 150 ein weiteres Mal gegen den bereits bekannten 8-Zoll Newton, diesmal nun an Jupiter, zu vergleichen. Am 19 Mai war es soweit. Das Glück meinte es gut mit uns, denn ein Durchgang des Mondes Io, sowie ein Schattenwurf von Mond Europa lieferten ein beindruckendes Schauspiel. Das Wolterscope zeigte den Europaschatten pechschwarz in sehr hohem Kontrast, wie man es sonst nur von hochwertigen, farbreinen Refraktoren kennt. Daneben zeigte sich in schönem Lachs-Orange der Große Rote Fleck in voller Pracht, als Mond Io soeben begann vor die Jupiterscheibe zu wandern. Io war auch etwas später noch ohne Mühe vor dem Nördlichen Äquatorband (NEB) als heller Fleck zu erkennen. Für nur 6-Zoll Öffnung eine beachtliche Leistung, die nur bei allerbester optischer Qualität möglich ist. Wie schon bei Saturn war auch an Jupiter der Unterschied zum danebenstehenden 8-Zoll Newton minimal. Der Schatten war sogar im Wolterscope kontrastreicher und schwärzer als im größeren Newton.

In dieser Nacht und in einigen weiteren Nächten habe ich versucht den Planeten Jupiter mit der Webcam und dem WS 150 abzulichten. Die notwendige Brennweite kann einfach mittels entsprechender Barlowlinsen erreicht werden. Im Folgenden sind alle Ergebnisse zu sehen, die ich unter mal besseren, mal auch schlechteren Bedingungen mit dem Wolterscope erhalten habe. Bitte klicken sie für die Ansicht in voller Größe auf das jeweilige Vorschaubild:

Abb. 17:  Aufnahme vom 2005-04-23
 
Abb. 18:  Aufnahmen vom 2005-05-19
Abb. 19: Aufnahme vom 2005-05-26
 
Abb. 20: Aufnahme vom 2005-06-03
Abb. 20: Aufnahme vom 2005-06-20

Nach diesen Tests durch visuelle und fotografische Beobachtung, möchte ich noch kurz auf zwei Punkte in Sachen Handhabbarkeit und Mechanik eingehen.

Das WS 150 wird nun mit einem großen, chrom-satinierten Tragegriff an der okularseitigen Tubuswand geliefert. Damit ist das Aufsetzen des Tubus auf die Montierung deutlich einfacher und sicherer geworden. Man kann das Gerät dort gut halten, während die Fixierschrauben an der Prismenaufnahme festgezogen werden.

In der Tubusvorder- und hinterseite sind mehrere große, mit einem Gitter abgedeckte Öffnungen zur Durchlüftung des Tubus eingebracht, welche das thermische Verhalten ganz entscheidend positiv beeinflussen. Die Auskühlzeit beträgt im Winter bei etwa 1,5 Stunden und geht gegen Frühjahr und Sommer hin gegen Null. In den Monaten Mai bis Juli konnte ich sogar ganz ohne jegliche Auskühlzeit beobachten. Streulicht wird durch diese Öffnungen nicht produziert, wie mehrere Beobachtungen unter Sonnenschein am Taghimmel gezeigt haben. Zusätzlich werden mehrere exakt berechnete Blenden im Tubusinneren verbaut, um den Kontrast auf ein absolutes Maximum zu heben.

Besonders wichtig für Planetenbeobachter ist die Möglichkeit einen Binokularansatz verwenden zu können, wenn möglich ohne zusätzliche Glaswegkorrektoren, welche das Bild nur unnötig verschlechtern würden. Ich konnte am WS 150 meinen Baader-60° Binokularansatz problemlos ohne Glaswegkorrektor betreiben, wobei sogar noch ein intrafokaler Weg von 50 mm verblieb. Zusammen mit dem Glasweg meines Binos von 140 mm ergibt das satte 190 mm intrafokalen Spielraum. Es sollten also alle am Markt befindlichen Binokularansätze inkl. Zenitspiegel ohne Glaswegkorrektoren verwendbar sein.

Insgesamt hat mich das WS 150 ein weiteres Mal durch seine hervorragende Leistungsfähigkeit begeistert. Ein optisch und mechanisch sehr durchdachtes Konzept, das voll und ganz überzeugt.

Autor: Thomas Brüll, Wien, Juli 2005

www.wolterscope.de

Die Planetenfilter Baader-Skyglow und Sirius-PC1 im Vergleich
Testbedingungen:
Wien, Seeing:3/5, Geräte: 4″/f5 FH Synta, 8″/f10 SC Meade, Baader Binokularansatz 60°, Baader Sonnenfilterfolie

Sonne:
Durch den tiefen Stand der Sonne war die Unruhe entsprechend groß, trotzdem konnte ich den Filter gut testen. Bei V=60x, der höchsten sinnvollen Vergrößerung, war der Kontrast mit Filter etwas schlechter als ohne. Das Bild der Sonne wurde für meinen Geschmack auch ein wenig zu dunkel. Das Bild war ohne Filter angenehmer von der Farbe und ich konnte die kleinsten Flecken etwas leichter erkennen als mit Filter.

Die Fackeln kamen ohne Filter auch deutlicher heraus. Der Filter färbt generell jedes Objekt hellgrün ein, was aber an sich nicht stört, denn schließlich geht’s ja um Kontrasterhöhung und nicht um schöne Farben. Hier bei der Sonne bringt er aber keinen Vorteil. Zumindest nicht bei den verwendeten 4-Zoll-Öffnung, der wahrscheinlich meistverwendeten Öffnung bei der Sonnenbeobachtung. Allerdings beseitigt der Filter den Farbfehler des schnellen Refraktors praktisch völlig. Zumindest visuell.

Mein mittlerer Gelbfilter schafft das aber genauso und steigert auch an der Sonne den Kontrast deutlich. Das gelbe Sonnenbild ist auch angenehmer zu betrachten. Mein Fazit: an der Sonne bringt der PC1 nichts, er verschlechtert den Kontrast ein klein wenig und bei geringer Öffnung wird das Bild eine Spur zu dunkel.

Mond (Seeing 3-4/5):
Wunderschön präsentierte sich die Sichel des Mondes im Alter von 6 Tagen. Bei V=60-fach hat der Mond im 4-Zoll-Fraunhofer (FH) bereits einen leichten Blausaum, der mich persönlich aber noch nicht stört. Der PC1 beseitigt ihn völlig, visuell ist der Mondrand dann absolut farblos. Der Kontrast wird jedoch nicht besser, aber auch nicht schlechter. Ein wenig kalt wirkt das Bild durch die hellgrüne Einfärbung. Dank dem Binokular hatte ich die Möglichkeit direkt nebeneinander mit und ohne Filter zu vergleichen. Am besten schnitt dabei wieder der Gelbfilter ab. Er beseitigt den Farbfehler ebenfalls und erhöht ein weinig den Kontrast. Gleichzeitig erscheint der Mond in einem schönen warmen Gelbton.

Im 8-Zoll-Schmidt-Cassegrain (SC) habe ich bei V=100-fach an der Ariadaeus-Rille und an den Details im Krater Posidonius den Filter getestet und auch direkt mit dem Skyglow verglichen. Dabei war die Ariadaeus-Rille ohne jeden Filter am deutlichsten zu sehen. Der PC1 verringerte merklich die Helligkeit, bei dieser Phase aber ohne Vorteil, und zeigte häufig Reflexe, die das Bild ein wenig trübten. Insgesamt wurde dadurch der Kontrast eine Spur geringer.

Das Skyglow-Filter dunkelte nicht so sehr ab, ließ aber auch keinen Vorteil erkennen. Ich hatte eher den Eindruck ein wenig an Kontrast zu verlieren. Auch im Krater Posidonius konnte ich ohne Filter die meisten Strukturen erkennen. Allein der Gelbfilter zeigte genauso viele Details wie filterlos zu sehen waren. Mehr brachte er aber auch nicht zum Vorschein. So genoss ich den Mond auch noch eine Weile, bis die nächste Wolkenbank anrückte.

Mein Fazit: am Mond bringt der PC1 keine Verbesserung. Auch nicht für Fraunhofers, den Farbfehler unterdrückt ein Gelbfilter ebenso und das ohne störende Reflexe. Im SC konnte ich mit PC1 eine eindeutige Reduzierung des Kontrastes feststellen. Im Fraunhofer veränderte sich der Kontrast nicht, es störten aber bei beiden Teleskopen die Reflexe.

Saturn (Seeing 3-4/5):
Im 4-Zoll-Fraunhofer konnte ich bei V=150-fach die Cassiniteilung fast umlaufend und auch locker das Äquatorband sehen. Auf dieses konzentrierte ich mich auch beim Filtertest. Ohne Filter war der Farbfehler schon störend, der PC1 beseitigte ihn völlig. Dadurch nahm natürlich die Schärfe des Planetenbildes zu und die Cassiniteilung war deutlicher zu sehen. Das Bild war noch nicht zu dunkel und das Äquatorband kam auch ein bisschen besser heraus.

Nun wechselte ich zum Gelbfilter. Auch dieser beseitigte den Farbfehler, dunkelte das Bild aber viel weniger ab, und brachte das Äquatorband kräftiger als der PC1. Dafür war im PC1 die Cassiniteilung am besten zu sehen. Im 8-Zoll-SC bei V=100-fach habe ich im Binokular den PC1 direkt mit dem Skylow verglichen, wobei ich aber immer mit dem rechten Auge beobachtet habe, da dieses bei mir besser trainiert ist. Ohne Filter konnte ich die Saturnmonde Titan, Rhea, Thetis u. Dione sehen (V=100-fach). Im Skyglow nur mehr Titan und Rhea, im PC1 auch Rhea nicht mehr. Der Gelbfilter Nr.12 ließ immer noch alle Monde erkennen. Das nur kurz um eine Vorstellung von der Lichtabschwächung der Filter zu bekommen.

Der Kontrast war im Skyglow am besten. Das Äquatorband kam etwas besser heraus als ohne Filter und der ganze Planet erschien insgesamt am knackigsten. Auch der Gelbfilter hob den Kontrast, aber nicht so gut wie der Skyglow. Der PC1 verbesserte das Bild nicht, machte es aber auch nicht schlechter. Reflexe waren hier mit PC1 keine mehr zu sehen.

Mein Fazit: Beim Saturn bringt der PC1 im Fraunhofer eine merkbare Verbesserung. Das ist erstens auf die Unterdrückung des Farbfehlers zurückzuführen und zweitens steigt durch die Abdunkelung der Kontrast zwischen hellen und dunklen Bildteilen (Cassiniteilung, Planetenrand). Daher ist hier im PC1 das Saturnbild auch am schärfsten. Der Gelbfilter zeigt dafür das Äquatorband ein bisschen besser. Im Spiegelteleskop konnte der PC1 natürlich nicht durch Reduzierung des Farbfehlers punkten, daher bewirkte er keine Veränderung des Bildes, abgesehen von der Abdunkelung.

Jupiter (Seeing 3/5):
Der Refraktor (FH) zeigte sich wieder von seiner besten Seite und zeigte bei selber Vergrößerung nicht sehr viel weniger Details als das SC. Am besten schnitt der Gelbfilter ab. Nur mit ihm konnte ich die Bucht des GRS nahe am p-Rand eindeutig erkennen. Auch der Ganymed-Schatten hatte einen besseren Kontrast zur STZ als unter Verwendung des PC1. Wieder erzeugte der PC1 einen störenden Reflex. Der PC1 dunkelt zwar die Bänder sehr gut ein, aber durch die große Gesamtabdunkelung verliert Jupiter doch ein wenig zu viel an Helligkeit. Ich vermute, das der PC1 erst in größeren Geräten den Kontrast ein wenig steigert.

Im 8-Zoll-SC bei V=100-fach bemerkte ich eine leichter Verbesserung des Kontrastes zwischen Bändern und Zonen bei Verwendung des PC1-Filters. Möglicherweise auch ein Effekt der Abdunkelung. Knoten im NEB waren etwas besser zu erkennen als ohne, ebenso der Rand der GRS-Hollow. Am GRS selbst bemerkte ich keine Veränderung, was Aufgrund dessen Farblosigkeit auch zu erwarten war.

Der Skyglow verbesserte ebenfalls ein wenig die Detailerkennbarkeit, der PC1 war aber einen Deut besser. Beide Filter verbesserten den Kontrast aber nur sehr gering im Vergleich zum filterlosen Bild. Ich denke, das die Abdunkelung des doch recht hellen Jupiterscheibchens der Hauptgrund dafür ist.

Leider zeigte der PC1 bei Jupiter wieder einen hellen zentralen Reflex der erst bei größerem Abstand des Auges von der Austrittspupille verschwand. Schade, denn dieser herumtanzende Reflex lenkt definitiv von der konzentrierten Beobachtung ab.

Doppelsterntest Castor:
Zuletzt wollte ich noch wissen, ob der PC1 bei hellen Doppelsternen Vorteile bringt und in welchem Maß er beim Fraunhofer den Farbfehler unterdrückt. Ich stellte Castor (2,3″) mit dem 4Zoll-FH bei V=75-fach ein und konnte ihn auch ohne Filter problemlos trennen. Mit PC1 wurden die beiden Komponenten schön abgedunkelt und der Farbfehler war bis auf einen minimalen Rest nicht mehr zu sehen. Dadurch wurde der Abstand der Komponenten scheinbar größer.

Ich probierte nun noch den Gelbfilter, der den Farbfehler ebenso beseitigte aber weniger abdunkelte. Diesen kann man also auch für schwächere Doppelsterne gewinnbringend einsetzen, den PC1 würde ich nur für ein helles Paar verwenden.

Ich möchte mich an dieser Stelle nochmals sehr bei Markus Ludes (www.apm-telescopes.de) bedanken, der mir den PC1-Filter kostenlos für diesen Test zur Verfügung gestellt hat.

Kaufempfehlung Ja/Nein kann und will ich an dieser Stelle keine abgeben, da die Performance eines solchen Filters von vielen Faktoren abhängt. So könnte es sein, das der PC1 bei noch besserem Seeing (1-2) zeigt was er kann. Ebenso sind auch das Gerät, die Qualität und auch die Bauart desselben stark entscheidend. Bereits ich konnte feststellen, dass ein und derselbe Filter am schnellem FH und f10/SC komplett andere Ergebnisse bringt.

Mein Schlusswort: keinen Filter einfach kaufen, ohne ihn vorher am eigenen Gerät getestet zu haben.

Autor: Thomas Brüll, Wien 

9 gängige Nebelfilter (Deep-Sky-Filter) im direkten Vergleich

Einleitung:
Die Anschaffung eines Nebelfilters ist für viele keine leichte Angelegenheit. Die Preise für diese Filter sind aufgrund der aufwendigen Fertigung recht hoch, daher will man als Beobachter natürlich so genau wie möglich wissen, was welcher Filter bringt. Die beste Möglichkeit das herauszufinden ist bei Freunden mitzubeobachten und sich so in der Praxis selbst ein Bild zu machen.

Der hier vorgenommene Vergleich eingiger gängiger Nebelfilter kann und soll das nicht ersetzen, sondern ist eher als Anregung und auch als Vergleichsgrundlage für eigene Tests und Beobachtungen gedacht. Nicht vergessen werden darf auch die menschliche Komponente! Lichtschwache Objekte werden von jedem Menschen anders wahrgenommen. Manche Augen sind generell lichtempfindlicher, durch größere Anzahl an Stäbchen oder durch bessere Verarbeitung der schwachen Signale vom Sehnerv und im Gehirn. Andere wiederum sind möglicherweise weniger lichtempfindlich, sehen dafür aber schärfer. Man kann diese Unterschiede auf jedem Teleskoptreffen wunderbar selbst miterleben. Teils ist auch fehlende Übung dafür verantwortlich, aber ebenso kann eine genetische Veranlagung ausschlaggebend sein.
Diese Worte einleitend, um von vornherein zu vermeiden, daß in der Diskussion unnötig und sinnlos auf Details herumgeritten wird, die ohnehin innerhalb solch naturgegebener Toleranzen liegen.

Der Test / Auswahlkriterien:
Um den Vergleich im durchführbaren Rahmen zu halten, mussten in der Auswahl der Filter natürlich Einschränkungen gemacht werden. Dabei wurde darauf geachtet, daß die im deutschen Sprachraum gängigsten Marken mit dabei sind. Vom Anwendungsbereich haben wir uns auf Breitband-, Schmalband- und Linienfilter bei rein visueller Verwendung beschränkt, mit Schwerpunkt auf Verwendbarkeit für Optiken mit kleiner Öffnung bis 4″. Ohne diese Einschränkungen wäre es schon rein logistisch gar nicht möglich gewesen, den Vergleich sinnvoll durchzuführen. 9 verschiedene Filter, mit 4 verschiedenen Öffnungen an mehreren verschiedenen Objekten und 3 beteiligte Beobachter innerhalb einer sinnvollen Zeitspanne zu korrdinieren hat sich als ziehmlich schwierig herausgestellt. Hier auch gleich mal ein großes „Dankeschön“ an die geduldigen Händler, die ohne zu zögern bereit waren uns die Filter für den entsprechenden Zeitraum zur Verfügung zu stellen.

Verwendete Geräte:
Die Filter wurden an folgenden Geräten getestet:

  • Refraktor mit Fraunhofer-Objektiv  120 mm Öffnung  und 1.000 mm Brennweite v. Synta (nur Schärfetest)
  • Refraktor mit Fraunhofer-Objektiv  102 mm Öffnung  und 500 mm Brennweite v. Synta
  • Refraktor mit Fraunhofer-Objektiv  70 mm Öffnung  und 700 mm Brennweite, Lidl-Optimus
  • Refraktor mit Fraunhofer-Objektiv  50 mm Öffnung  und 500 mm Brennweite (102/500 abgeblendet auf 50 mm)

Tester: Nico Kollerits, Sonja Rainer, Thomas Brüll

Getestet wurde über einen Zeitraum von 5 Wochen hinweg mit einer Gesamtzeit von etwa 28 Stunden, sowohl aus dem Zentrum der Großstadt Wien heraus, wie auch unter gutem Landhimmel. Details zur jeweiligen Grenzgröße werden bei den einzelnen Beobachtungen angegeben.

Filter/Marke/KurveTypPreis € 1.“25
(Stand: 08/2004)
zur Verfügung gestellt von:
Astronomik CLSBreitbandfilter69,-Teleskop-Service
(Wolfi Ransburg)
Meade BroadbandBreitbandfilter166,- 
Sirius NEB1Breitbandfilter99,-APM-Telescopes
(Markus Ludes)
Meade NarrowbandSchmalbandfilter171,-Optikhaus Binder, Wien
Astronomik UHCSchmalbandfilter99,-Teleskop-Service
(Wolfi Ransburg)
Lumicon UHCSchmalbandfilter130,- 
Meade O-IIILinienfilter199,- 
Astronomik O-IIILinienfilter99,-Teleskop-Service
(Wolfi Ransburg)
Lumicon O-IIILinienfilter130,-APM-Telescopes (Markus
Ludes)

Der Vergleich unter Stadtbedingungen: (bitte in der Testreihenfolge von oben nach unten lesen!

M27 Hantelnebel, Teleskop: Fraunhofer 50/500mm, Okular 8,3mm Olympus = 60-fach, AP = 0,8mm, Grenzhelligkeit: 5m2
ohne Filterder Nebel ist recht gut erkennbar, die Hantelform aber nur angedeutet
Astronomik CLSnur geringe Verbesserung, der Hintergrund wird ein bißchen dunkler, die Hantelform ist eindeutig erkennbar
Meade Broadbandeine weitere Verbesserung, der Kontrast steigt, die Hantelform ist ohne Anstrengung deutlich erkennbar
Sirius NEB1zeigt ein etwas dunkleres Bild als der Meade Broadband, aber nicht mehr Details
Meade Narrowbandverbessert die Erkennbarkeit deutlich, der Hintergrund ist schon fast schwarz, die Ohren aber nicht erkennbar
Astronomik UHCkein Unterschied zum Meade Narrowband feststellbar
Lumicon UHCder Hintergrund wird ein wenig dunkler als in den anderen beiden Schmalbandfiltern, Nebel aber nicht besser
Meade O-IIIjetzt ist der Hintergrund schwarz, die Ohren sind bei längerer Betrachtung zu erkennen
Astronomik O-IIIselbes Bild wie im Meade O-III
Lumicon O-IIIder Hintergrund wird noch ein kleines bißchen dunkler, die Details bleiben aber dieselben

M27 Hantelnebel, Teleskop: Fraunhofer 102/500mm, Okular 8.3mm Olympus = 60x, AP =1.7mm, Grenzhelligkeit: 5m2
ohne Filterder Nebel ist gut sichtbar, die Hantelform recht gut erkennbar
Astronomik CLSder Nebel kommt etwa besser heraus, die Hantelform wird einfacher erkennbar, der Hintergrund ein wenig dunkler
Meade Broadbanddeutliche Verbesserung zum CLS, Hintergrund viel dunkler als im CLS, Nebel mit angedeuteten Ohren
Sirius NEB1zeigt praktisch dasselbe Bild wie der Meade Broadband, Hintergrund eine Spur dunkler
Meade Narrowbanddrastische Steigerung im Kontrast, der Nebel einfach mit Ohren sichtbar, besser als die Breitbandfilter
Astronomik UHCzeigt dasselbe Bild wie der Meade Narrowband, Unterschiede nur minimalst und ohne Relevanz
Lumicon UHCHintergrund etwas dunkler als im Astronomik UHC und Meade Narrowband, Kontrast eine Spur besser
Meade O-IIImehr Kontrast als die Schmalbandfilter, Hintergrund deutlich dunkler, Form des Nebels wunderbar erkennbar
Astronomik O-IIIexakt gleiches Bild wie der Meade O-IIIr
Lumicon O-IIIdie Details bleiben dieselben, der Hintergrund wird aber nochmals ein wenig dunkler

M57 Ringnebel, Teleskop: Fraunhofer 70/700mm, Okular 8,3mm Olympus = 84-fach, AP = 0,8mm, Grenzhelligkeit: 4m8
ohne Filterder Ringnebel ist leicht zu finden, die Ringform gut erkennbar
Astronomik CLSder Ring kommt besser heraus, der Hintergrund ein wenig dunkler, insgesamt nur eine geringe Verbesserung
Meade Broadbandder Hintergrund ist deutlich dunkler, der Kontrast besser und der Ring sehr schön zu erkennen
Sirius NEB1zeigt nur einen gering dunkleren Hintergrund als der Meade Broadband
Meade Narrowbandbereits sehr dunkler Hintergrund, fast schwarz, kaum noch Sterne aber der Ring noch besser
Astronomik UHCzeigt dasselbe Bild wie der Meade Narrowband, Unterschiede kaum feststellbar
Lumicon UHCHintergrund nochmal etwas dunkler als im Astronomik UHC und Meade Narrowband, Ring noch etwas besser
Meade O-IIIbis jetzt das beste Bild, keine Sterne mehr im Gesichtsfeld, darür steht der Ring vor pechschwarzem Himmel
Astronomik O-IIIwie vermutet gleiches Bild wie im Meade O-III
Lumicon O-IIInochmal etwas dunklerer Hintergrund als die beiden anderen Linienfilter, der Ring kommt aber nicht besser

M8 Lagunenebel, Teleskop: Fraunhofer 70/700mm,Okular 25mm TAL = 28-fach, AP = 2.5mm, Grenzhelligkeit: 3m8
ohne Filterder zentrale Teil ist schwach erkennbar, ohne weitere Strukturen, formloser verwaschener Fleck
Astronomik CLSeine geringe Verbesserung des Kontrastes, weiterhin strukturlos
Meade Broadbandeine leichte Verbesserung im Vergleich zum CLS, aber immer noch keine Details erkennbar
Sirius NEB1Hintergrund ist minimal dunkler als im Meade Broadband, sonst keine Änderung
Meade Narrowbanddas erste mal eine echte Verbesserung, die dunkle Teilung im Zentrum ist gerade zu erahnen
Astronomik UHCpraktisch selbes Bild wie im Meade Narrowband
Lumicon UHCdie Dunkelteilung ist immer noch kaum sichtbar, aber trotzdem eine Spur deutlicher als im Astronomik UHC
Meade O-IIInun ist das Dunkelband gut sichtbar und kann gehalten werden, der Nebel bekommt eine deutliche Form
Astronomik O-IIIwieder dasselbe Bild wie im Meade O-III
Lumicon O-IIIeine leichte Steigerung zu den beiden anderen Linienfiltern, der Nebel wird dreiteilig, bestes Ergebnis

Der Vergleich unter Landbedingungen: (bitte in der Testreihenfolge von oben nach unten lesen!)

M8 Lagunennebel, Teleskop: Fraunhofer 102/500mm,Okular 25mm TAL = 20-fach, AP = 5mm, Grenzhelligkeit:5m2 (im Zenit 6m1)
ohne Filterdie Zentrale Dunkelteilung ist schwierig und kaum erkennbar
Astronomik CLS(stand nicht zur Verfügung)
Meade Broadbandbringt eine gute Verbesserung, die Dunkelteilung ist bereits deutlich zu sehen
Sirius NEB1zeigt dieselbe Wirkung wie der Meade Broadband, kein relevanter Unterschied feststellbar
Meade Narrowbanddie Details werden ein bißchen mehr, man kann die Dreiteilung des Nebels bereits erkennen
Astronomik UHCpraktisch selbes Bild wie im Meade Narrowband
Lumicon UHCdie erkennbaren Details bleiben dieselben, nur der Hintergrund wird einen Hauch dunkler
Meade O-IIIsteigert die Detailfülle weiter, die Dreiteilung ist deutlich, die Staubbänder einfach und klar zu sehen
Astronomik O-IIIbis auf einen minimal dunkleren Hintergrund mit dem Meade O-III identisch
Lumicon O-IIIwieder eine leichte Steigerung zu den beiden anderen Linienfiltern, der Kontrast ist der beste

NGC 7000 Nordamerikanebel, Teleskop: Fraunhofer 102/500mm, Okular 25mm TAL = 20-fach, AP = 5mm, Grenzhelligkeit: 6m0
ohne Filterdie hellsten Bereiche sind sehr schwach sichtbar, der Pelikannebel ist nicht zu erkennen
Astronomik CLS(stand nicht zur Verfügung)
Meade Broadbanddie helleren Bereiche sind jetzt gut zu erkennen, das ganze Ausmaß des Nebels aber noch nicht, Pelikan negativ
Sirius NEB1kein Unterschied zum Meade Broadband, möglicherweise minimal dunklerer Hintergrund
Meade Narrowbandder Pelikannebel wird sichtbar, der Nordamerika ist über weite Bereiche zu verfolgen
Astronomik UHCpraktisch selbes Bild wie im Meade Narrowband, Pelikan ist aber etwas schwieriger zu sehen
Lumicon UHCder beste Eindruck unter den Schmalbandfiltern, der Pelikan ist noch ein bischen besser als im Meade Narrowband
Meade O-IIIeine weitere Verbesserung, NGC7000 im ganzen Ausmaß sichtbar, Pelikannebel wiederum besser als im Filter davor
Astronomik O-IIIzeigt die beiden Nebel minimal deutlicher als der Meade O-III
Lumicon O-IIIder Kontrast ist hier am kräftigsten, die hellen Teile kommen etwas besser, Ausdehnung bleibt aber dieselbe

NGC6992 Cirrusnebel, östlicher-Teil, Teleskop: Fraunhofer 102/500mm, Okular 25mm TAL = 20-fach, AP = 5mm, Grenzhelligkeit: 6m2
ohne Filterder Nebel ist recht gut erkennbar mit drei helleren Knoten, die Bogenform natürlich auch
Astronomik CLSändert nicht sehr viel an den Details, hellere Bereiche sind etwas deutlicher als ohne Filter
Meade Broadbanddie Ausdehnung des Objekts nimmt zu, einzelne längliche Filamente beginnen sich abzusetzen
Sirius NEB1besser als der Meade Broadband, Hintergrund dunkler, Kontrast noch besser, das südlichste Filament hebt sich deutlich ab
Meade Narrowbanddie erwartete Steigerung, 4 Filamente können unterschieden werden
Astronomik UHCüberzeugt noch ein wenig mehr als der Meade Narrowband, 4 Filamente gut zu unterscheiden
Lumicon UHCetwas dunklerer Hintergrund als im Astronomik UHC und Meade Narrowband, Details gleichwertig bis minimal besser
Meade O-III5 Filamente sichtbar, die Strukturen werden nochmals deutlicher, ein weiterer Gewinn an Details
Astronomik O-IIIein Unterschied zum Meade O-III ist nicht zu erkennen
Lumicon O-IIIist wieder ein wenig kontrastiger als die beiden anderen O-III Filter, die innere Struktur gewinnt nochmals ein wenig

NGC6992 Cirrusnebel, östl.-Teil, Teleskop: Fraunhofer 50/500mm, Okular 25mm TAL = 20-fach, AP = 2,5mm, Grenzhelligkeit: 6m2
ohne Filterder Nebel ist bei Bewegen des Bildauschnittes und ausreichend Beobachtungserfahrung gerade noch erkennbar
Astronomik CLSetwas deutlicher als ohne Filter, aber immer noch schwierig zu beobachten
Meade Broadbandbesser als im Astronomik CLS, hellere Knoten beginnen hervorzutreten, der Nebel kann gehalten werden
Sirius NEB1die Unterbrechungsstellen des Nebels und die helleren Bereiche sind nun sicher und einfach zu erfassen
Meade Narrowbanddas südlichste Filament hebt sich schwach ab, die Ausdehnung nimmt etwas zu, der Hintergrund ist bereits schwarz
Astronomik UHCdas südlichste Filament hebt sich deutlich ab, ebenso werden die anderen inneren Strukturen nochmals etwas besser
Lumicon UHCgleichwertige Abbildung mit dem Astronomik UHC, ebenfalls besser als der Meade Narrowband
Meade O-IIIder Hintergrund ist pechschwarz, der Kontrast zum Hintergrund steigt, die Details gehen aber ein wenig zurück(!)
Astronomik O-IIIkein weiterer Unterschied feststellbar
Lumicon O-IIIkein weiterer Unterschied feststellbar

NGC6888 Crescentnebel, Teleskop: Fraunhofer 102/500mm, Okular 25mm TAL = 20-fach, AP = 5mm, Grenzhelligkeit: 6m0
ohne Filternicht erkennbar
Astronomik CLSnicht erkennbar
Meade Broadbandnicht erkennbar
Sirius NEB1nicht erkennbar
Meade Narrowbandsehr schwach bei bewegtem Bild erkennbar
Astronomik UHCminimal besser als im Meade Narrowband, der Nebel ist zwar eindeutig zu identifizieren, zeigt aber keine Formn
Lumicon UHCkeine Verbesserung im Vergleich zum Astronomik UHC
Meade O-IIIetwas deutlicher als in den Schmalbandfiltern
Astronomik O-IIIdasselbe Bild wie im Meade O-III
Lumicon O-IIIdas beste Ergebnis, der Kontrast zum Hintergrund wird ein wenig deutlicher, Detail nimmt aber nicht zu

Test an Galaxie und Sternhaufen unter Stadtbedingungen:
Der Handel verspricht vor allem bei den Breitbandfiltern einen Gewinn bei der Beobachtung von Galaxien oder Sternhaufen. Während der Tests an den eigentlichen Nebeln, habe ich daher kurz ein paar Versuche an M64 und M11 gemacht, die leider beide sehr enttäuschend waren. Aus Interesse habe ich auch noch den Skyglowfilter und einen Hellgelbfilter dazu genommen. M64: war ohne Filter im 102/500 gerade noch erkennbar. Grenzhelligkeit war bei 5,2mag. Mit dem Skyglow wurde der Hintergrund schöner, von dunkelgrau zu dunkelblau, die Galaxie war aber schwieriger und kaum noch wahrnehmbar. Der Hellgelbfilter brachte dasselbe Ergebnis. Die Breitbandfilter waren aber bereits zu viel des Guten. Der Hintergrund war natürlich wesentlich dunkler, wobei der CLS am wenigsten abdunkelte, die Galaxie konnte ich jedoch nicht mehr erkennen, auch im nur wenig wirkenden CLS nicht. Die restlichen Filter natürlich detto.

M11: dieser Sternhaufen ist auch ohne Filter im 102/500 bei höherer Vergrößerung gut aufgelöst. Im Skyglowfilter wird das Bild ästhetischer, aber die schwächsten Sterne werden bereits verschluckt. Ebenso mit dem Hellgelbfilter. Im NEB1 war der Kontrast am besten, allerdings wurde das vorher teils aufgelöste Zentrum des Sternhaufens nebelig und M11 machte eher den Eindruck eines Kugelsternhaufens. Auch die anderen Breitbandfilter brachten kein besseres Ergebnis. Die Schmalbandfilter und Linienfilter zeigten dann kontinuierlich weniger Sterne, bis nur mehr die hellsten Mitglieder des Haufens übrigblieben.

Für Galaxien und Sternhaufen sind die Breibandfilter anscheinend nicht zu gebrauchen. Sie reduzieren leider auch das Kontinuum zu viel, es bleibt einfach zu wenig Licht übrig.

Test auf Abbildungsqualität:
Da mir Testberichte bekannt waren, nach denen manche der Filter einzelne Sterne nicht als einen Punkt, sondern als doppelt und zweifärbig abbilden sollten, wollte ich diesem Sachverhalt gesondert nachgehen. Zuerst beobachtete ich das Phänomen auch während der normalen Tests, entschied mich dann aber, die Sache genauer zu überprüfen. Mit dem 102/500er Fraunhofer und dem 25mm TAL-Plössl nahm ich mir den Polarstern vor. Dabei fiel mir auf, dass Polaris immer nur dann doppelt und zweifärbig war, wenn sich das Auge nicht ganz exakt auf der optischen Achse befand. Das TAL ist hier recht empfindlich. Schon bei geringster Kopfbewegung wird aus einem Sternpunkt mit nur einer Farbe, ein Doppelstern mit zwei Farben. Es lag also nicht an den Filtern selbst, sondern mehr am Okular und am Beobachter. Bei weniger empfindlichen Okularen, wie z. B. dem Vixen LV, war bereits eine deutlich größere Kopfbewegung vonnöten um den Effekt auszulösen. Weiteres beobachtete ich den Planeten Venus mit dem 120/1000er Fraunhofer und einer Vergrößerung von 240fach. Ich hoffte so Unterschiede in der Schärfe der Abbildung des Planetenrandes zu erkennen. Alle Filter zeigten aber ein kantenscharfes Bild und eintönige Färbung des Planeten:

Venus, Teleskop:Fraunhofer 120/1000mm, Okular 8.3mm Olympus, 2-fach-Ultima Barlow = 240-fach
Astronomik CLShelltürkis
Meade Broadbandhelltürkis
Sirius NEB1grün
Meade Narrowbandpink
Astronomik UHCrosa
Lumicon UHChellrosa
Meade O-IIIpink
Astronomik O-IIItürkis
Lumicon O-IIIhellrosa

Abschließende Bemerkungen:
Jeder Vergleich und Test von Zubehör und Geräten in der beobachtenden Astronomie ist immer mit Vorsicht und Zurückhaltung zu bewerten. Dieser ebenso! Was sich herausschälen lässt sind Tendenzen. So findet man in der Literatur, im Internet und auch auf manchen Händlerseiten und Homepages die unterschiedlichsten Empfehlungen. So werden die Breitbandfilter meist als besonders für kleine Öffnungen geeignet beschrieben. Linienfilter meist erst ab 6-Zoll- oder 8-Zoll- Öffnung empfohlen. Aus unserem, hier beschriebenen Vergleich, ist beides eigentlich nicht nachzuvollziehen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass schon ab 70mm Öffnung die Linienfilter bei praktisch allen Objekten den meisten Gewinn bringen. Selbst bei so einem kleinen Gerät zeigen die Schmalbandfilter etwas weniger Detail und Kontrast. Nur bei noch kleinerer Öffnung ist der UHC etwas im Vorteil. Weiteres gibt es keine wesentlichen Unterschiede in der Eignung der Filter zwischen Stadt- und Landbedingungen. Jener Filter, der unter gutem Himmel am meisten zeigt, tut dies auch aus der Stadt heraus. Insofern sehe ich persönlich keinen Sinn in den Breitbandfiltern generell. Diese machen mehr den Eindruck, eine Marketingnische zu füllen. Wir konnten diesen Filtern jedenfalls nichts abgewinnen.
Jeder sollte aber, soweit möglich, selbst ausprobieren und testen. Die hier gewonnenen Ergebnisse können bei anderer Gerätekonfiguration möglicherweise stark abweichen und sind mit Sicherheit nicht der Weisheit letzter Schluss.

Autor: Thomas Brüll, Wien

102/500mm Fraunhofer-Refraktor, Marke: Celestron Astro, Hersteller: Synta

Qualität der Optik, Sterntest:
Die Optik zeigte im Sterntest Unterkorrektur von etwa 1/4 pv-wave, sowie leichte Koma, welche auf ein Verkippung des Objektivs zurückzuführen war. Insgesamt war die Korrektur im Grünen knapp beugungsbegrenzt. Das ist bei diesen Geräten leider nur selten der Fall.

Bisher war ich im Besitz dreier weiterer solcher Refraktoren, welche alle eine fehlerhafte, nicht beugungsbegrenzte Optik aufwiesen. Häufigster Fehler ist Astigmatismus in Verbindung mit Koma durch Versatz der Linsen zueinander, welcher seine Ursache wiederum in der zu groß dimensionierten Linsenfassung hat. Das Spiel der Linsen in der Fassung beträgt bis zu 1,5mm! Dieser Fehler kann daher auch plötzlich nach einem Transport des Gerätes auftreten. Das Fassungsspiel sollte unbedingt durch Unterlegen von Einkleben von Tesafilm o. ä. reduziert werden.

Ebenso häufig trifft man auf große Sphärischer Aberration von nicht selten 1/3 pv-wave. Die Beugungsgrenze wird dann bei weitem nicht mehr erreicht, das Gerät eignet sich aber immer noch für geringe Vergrößerungen bis etwa 50x. Die Sphärische Aberration kann durch verändern des Linsenabstandes eventuell bastlerisch verringert werden.

Der Farbfehler ist ein nicht zu vermeidender, designbedingter Fehler und wirkt sich ebenfalls stark leistungsmindernd aus. Blauviolette Höfe um helle Objekte wie Sonne, Mond und Planeten sind die Folge. Die blauviolette Farbinformation fehlt im Bild und verringert so vor allem bei der Beobachtung des Planeten Jupiter deutlich den Kontrast, etwas weniger schlimm auch bei Saturn.

Einsatzbereich:
Dieses Gerät ist vorwiegend für die Beobachtung von Deep-Sky-Objekten geeignet, wobei aber auch hier die Leistung eines gleichgroßen Apochromaten nicht erreicht wird. Die Beobachtung von Sonne, Mond und Planeten ist möglich, aber für versierte Beobachter nicht befriedigend.

Test auf Trennvermögen:
Epsilon Arietis 5,2/5,5/1,4″ nach dem Dawes-Kriterium getrennt. Es konnte aber kein Abstand zwischen den beiden Komponenten beobachtet werden.

Test an den Planeten Saturn und Jupiter:
Am Saturn ist ab 50-facher Vergrößerung die Cassiniteilung als dunkleres Minimum an den Ecken zu erkennen. Ab 100-facher Vergrößerung ist sie problemlos zu sehen, als feine schwarze Linie, aber nicht ganz umlaufend. Der Farbsaum stört bereits aber ein leichtes Gelbfilter macht das Bild wieder etwas schärfer. Bei 180-facher Vergrößerung wird der Planet ein klein wenig flauer, ist aber mit dem Gelbfilter immer noch als kantenscharf zu bezeichnen und zeigt mehr Details als bei 100-facher Vergrößerung oder 120-facher Vergrößerung. Bei Seeing 3/5 ist hier ohnehin schon die sinnvolle Vergrößerungsgrenze erreicht. Die EZ, das NEB, der dunklere Polbereich und 5 Monde sind zu erkennen. (5 Monde nur ohne Filter und deutlicher bei 60-facher Vergrößerung).

Der Skyglowfilter macht bei diesem Refraktor keinen Sinn, weil man wegen dem Farbfehler ohnehin den Gelbfilter verwenden muß. Eine Kombination der beiden Filter bringt keinen Kontrastgewinn und macht das Bild zu dunkel.

Bei Jupiter sind etliche Details zu sehen, z.B. im NEB befanden sich drei dunkelbraune BARGE’s. Bei Jupiter braucht man schon bei geringen Vergrößerungen einen Gelbfilter, der Blausaum stört schon bei 30-facher Vergrößerung erheblich. Bei Seeing 3/5 ist bei ca. 200-facher Vergrößerung die Grenze des Sinnvollen erreicht. Der Skyglowfilter bringt an Jupiter ebenfalls keine Verbesserung, da er den Blausaum nicht veringert, sondern eher sogar deutlicher wird. Zwar zeigt dieses Gerät an Jupiter doch einige der interessanten, feineren Details, die Bildästhetik ist aber äußerst gering und leidet stark unter der Chromasie.

Fazit:
Der 4-Zoll-f5 Richfield-Refraktor zeigt im Trennvermögen und bei den Planeten Jupiter u. Saturn einige interessante Details. Der Farbfehler ist bei Deep-Sky-Objekten auch über 120-facher Vergrößerung nicht direkt erkennbar, bei Saturn ab etwa 60x und bei Mond und Jupiter schon ab 30-facher Vergrößerung. Ein gutes Gelbfilter kaschiert Ihn aber bis 180-facher Vergrößerung fast vollständig. Das Trennvermögen liegt bei 1.4″ nach Dawes bei Seeing 3/5, Bei besserem Seeing und höherer Vergrößerung dürfte diese Distanz auch nach Rayleigh zu trennen sein.

Autor: Thomas Brüll, Wien 

120/1000mm Fraunhofer-Refraktor, Marke: Celestron Astro, Hersteller: Synta

Qualität der Optik, Sterntest:
Die Optik zeigte im Sterntest Sphärische Aberration von etwa 1/4 pv-wave und und eine leichte Zone bei etwa 70%. Insgesamt dürfte das Gerät die Beugungsgrenze knapp erreicht haben. Aufgrund der etwas längeren Brennweite ist der Farbfehler deutlich geringer als beim 102/500er, Achromasie wird aber noch nicht erreicht.

Dazu wäre eine Brennweite von 1760 mm notwendig. An Sonne, Mond, Venus und Jupiter macht sich der Farbfehler stark bemerkbar und ist vor allem an Jupiter auch stark kontrastmindern. Zur Mondbeobachtung empfiehlt sich der Einsatz eines hellen Gelb- oder Grünfilters, an der Sonne kann mittels fotografischer Folie in Kombination mit dem Baader Solar-Kontinuumfilter eine sehr hohe Abbildungsqualität erreicht werden. Zur Jupiterbeobachtung empfehle ich das Gerät auf 100 mm Öffnung abzublenden.

Einsatzgebiete:
Das Gerät ist relativ vielseitig einsetzbar. Hauptgebiet ist aufgrund des Farbfehlers die Deepsky-Beobachtung. Daneben ist es vor allem auch zur Sonnenbeobachtung sehr gut geeignet, wo der Farbfehler mithilfe von Filtern effektiv ausgeblendet werden kann.

Die Serienstreuung ist meiner Erfahrung nach deutlich geringer als bei den schnelleren f5-Fraunhofern. Dennoch sollte man sofort nach Lieferung die Qualität der Optik überprüfen und dabei vor allem auf Astigmatismus und Sphärische Aberration achten. Die neueren Modelle haben nun eine justierbare Objektivfassung, auf die man nach Möglichkeit nicht verzichten sollte.

Ein paar Fotos, gemacht mit diesem Gerät

Saturn
 
Venus
Mondoberfläche
 
Sonnenflecken

Autor: Thomas Brüll, Wien

102/1300mm Maksutov-Cassegrain, Sky-Watcher Travelmax, Hersteller: Synta

Qualität der Optik, Sterntest:
Das erste gelieferte Exemplar lag mit etwa 1/3-1/4 pv-wave knapp unterhalb der Beugungsgrenze und wurde mir vom Händler gegen ein besseres Exemplar getauscht. Dieses zeigt im Sterntest klar definierte Beugungsringen beidseitig des Fokus bei einer globalen Korrektur von etwa 1/4-1/5 pv-wave und hoher Glätte der Flächen.

Spiegelshifting ist fast keines vorhanden, selbst bei 200fach noch nicht bemerkbar und liegt bei wenigen Bogensekunden. Die fokusierung ging aber immer an einer Stelle pro Umdrehung des Fokussierknopf etwas ruppig, das war beim ersten Modell das ich hatte auch so. Nach einigen Monaten Gebrauch hast sich dieses Problem erledigt und die Fokussierung läuft nun fast völlig gleichmäßig.

Ich habe das Gerät zwischenzeitlich auch mal komplett zerlegt und dabei das Blendrohr des Fangspiegels und des Hauptspiegels innen mit Velours ausgekleidet, da es dort ziemlich glänzt und bei der Mond- oder Sonnenbeobachtung ansonsten Kontrast verloren geht. Eine Taukappe mit aufsetzbarem Sonnenfilter habe ich ebenfalls bereits gebastelt. Eine Taukappe muss in kühlen Nächten unbedingt verwendet werden, da die Meniskuslinse andernfalls beschlagen kann. Zudem unterdrückt die Taukappe wirksam Streulicht.

Einsatz in der Praxis:
Auf Jupiter bestätigte sich, was der Sterntest zeigte. Der Kontrast ist gut, es sind alle Einzelheiten zu sehen, die ich mir von einem beugungsbegrenzten 4-zoll-Gerät mit 36% Obstruktion erwarte, also der GRF in Farbe, die BAR’s deutlich als dunkle Knoten, die bläulichen Festoons und z. B. auch der D-Spot am p-Rand des WO-BA, sowie dieses selbst sind zu erkennen. Anbei ein Bild, wie ich Jupiter bei ca. 200facher Vergrößerung und mittlerem Seeing (3/5) wahrnehme (das Bild ist gerechnet für 1024x768px bei 1m Abstand):

Unter besserem Seeing ist das Bild noch etwas schärfer. Die Abbildung des Gerätes ist bis 200-facher Vergrößerung sauber und wirklich scharf. Noch höhere Vergrößerungen bringen nur an Saturn und Mond einen kleinen Zugewinn. Meine persönlichen Bedingungen als Reise-Planeten-und-Mondgerät werden damit voll erfüllt.

Die Justierung ist etwas gewöhnungsbedürftig und hat mich am Anfang schwer beschäftigt. Zum Justieren hat man nicht die üblichen drei Paare von jeweils einer Zug- und Druckschraube, sondern die drei Zug- und Druckschrauben sind in konstantem Abstand abwechselnd vorzufinden. Die justierbare Hauptspiegelhalterung besteht aus zwei Platten. Auf der Vorderen sitzt der Hauptspiegel und hier ist auch seitlich das Gewinde drauf, mit dem man die ganze Fassung hinten in den Tubus schraubt. Dahinter ist die zweite Platte, die mit der ersten durch die Zug- Druckschrauben verbunden ist und den Tubus hinten abschließt.

Um zu begreifen, wie man in diesem ungewöhnlichen Fall vorzugehen hat, habe ich das Teil auseinandergenommen. Durch die Zugschrauben wird zum einen die hintere Abschlussplatte der Hauptspiegelhalterung an das Tubusende gedrückt, hier schlägt sie an. Dabei sichert ein Gummiring die ganze Hauptspiegelhalterung gegen ein Verdrehen relativ zum Tubus.

Justiert wird, indem die hintere Platte entsprechend zur vorderen geneigt wird. Dabei muss man aber beachten, dass gleichzeitig auch immer die hintere Platte fest an das Tubusende gezogen wird (von den Zugschrauben), da sonst schon bei ganz leichten Stößen die Kollimierung verloren geht, trotz Gummiring. (zu beachten ist auch, dass besagter Gummiring sich durch Temperaturveränderung ausdehnt oder schrumpft. Die Kollimation ist daher regelmäßig vor jeder Beobachtung zu überprüfen.

Zum Kollimieren selbst geht man dann folgendermaßen vor: Zuerst lockert man die kleineren Druckschrauben soweit es geht und zieht mit den größeren Zugschrauben die vordere Platte mit dem Hauptspiegel nach hinten. Jetzt zieht man auch die Druckschrauben alle an. Damit hat man eine Art Nullposition eingenommen und alles sitzt fest auf Zug im Tubus. Nun beginnt die eigentliche Kollimation: An der nötigen Stelle eine der Zugschrauben lösen, dann die beiden danebenliegenden Druckschrauben gleichwertig gegenziehen und anschließend alle drei Zugschrauben wieder gut anziehen, da sonst die ganze Halterung nicht mehr fest am Tubus sitzt und sich wieder verdrehen kann. Dieser Ablauf wiederholt sich schrittweise, bis man am Endziel angelangt ist. Zuletzt alle Schrauben schrittweise auf festen Zug kontrollieren.

Ein paar Fotos, gemacht mit diesem Gerät

Sonnenflecken
 
Monddetails
Saturn
 
Jupiter

 Autor: Thomas Brüll, Wien

Baader O-III und Astronomik O-III im direkten Vergleich

Im Frühjahr 2004 brachte Baader erstmals einen UHC- und O-III-Filter auf den Markt. Nachdem ich schon einige Zeit zuvor einen großen Vergleichstest von Nebelfiltern versch. Fabrikate gemacht hatte, war ich natürlich sehr daran interessiert, wie die neuen Filter von Baader abschneiden würden.

Da ich einen Astronomik O-III in meinem Okularköfferchen hatte, orderte ich bei Wolfi Ransburg (www.teleskop-service.de) einen Baader O-III, um ihn mit dem Astronomik direkt zu vergleichen. Vergleicht man die beiden Transmissionkuven, dann sieht man das der Baader noch engbandiger ist und überhaupt nur mehr die reine O-III Linie um 501nm mit etwa 6nm Breite durchlässt. Ein höherer Kontrast ist zu erwarten, zumindest bei jenen Objekten, die genau in diesem Bereich am stärksten emittieren.

Wien, Grenzhelligkeit 4.5m, Refraktor 80/400mm Sky-Watcher, 200/800 GSO-Newton, 20mm Widescan III, 10mm Barium-Kellner:

Mit diesem kleinen Richfield-Refraktor begann ich den Vergleichstest und sah mir erstmal M57, den Ringnebel in der Leier an. Er war auch ohne Filter bei 20facher Vergrößerung schon gut zu erkennen, als ganz kleines Scheibchen. Bei 80fach wurde er dann zu einem deutlichen Ringerl. Im Astronomik wurde der zuerst hellgraue Hintergrund dunkelgrau. Die Wirkung ist wirklich enorm und erstaunt immer wieder auf’s neue. Wesentlich weniger Sterne sind im Feld zu sehen und M57 kommt deutlich besser hervor. Dann zum ersten Mal den Baader O-III ins Okular geschraubt und schlagartig wurde es schwarz. M57 kam nochmal etwas deutlicher als im Astronomik und stand vor schwarzem Hintergrund umgeben von nur mehr ganz wenigen Sternen im Gesichtsfeld. Die Anzahl der Sterne reduzierte sich im Vergleich zum Astronomik auf etwa 1/3.

Weiter zu M27, dem hellsten und einfachsten planetarischen Nebel am Nordhimmel. Ohne Filter war er sehr einfach in der bekannten Sanduhrform zu sehen. Der Astronomik brachte dann sehr schön die Ohren hervor, der Nebel war wunderschön kontrastreich vor dunklem Hintergrund. Und wie zuvor schon bei M57 wurde es mit dem Baader-Filter wieder richtig nachtschwarz im Okular. Der Kontrast von M27 zum Hintergrund war toll und gefiel mir besser als mit dem Astronomik. Allerdings wurde mir klar, daß zum Beurteilen der Wiedergabe von wirklich feinen Details an der Wahrnehmungsgrenze weder M57 noch M27 gut geeignet sind. Sie sind einfach zu kompakt und haben zu hohe Flächenhelligkeit. Deshalb war der Cirrusnebel das nächste Ziel. Hier hoffte ich nun auf ein eindeutigeres Ergebnis.

Cirrusnebel NGC 6992-6995 (östlicher Teil) u. 6960 (westlicher Teil):

Im 80/400er bei 20fach konnte ich bei nur 4.5m Grenzhelligkeit ohne Filter keinen der beiden hellen Teile des Cirrusnebels erkennen, was auch zu erwarten war. Der Astronomik brachte den helleren östlichen Teil an die Grenze der Wahrnehmbarkeit. Bei leichtem bewegen des Bildes war er indirekt blickweise zu erkennen. Gespannt war ich nun schon auf die Wirkung des Baader-Filters und ich wurde positiv überrascht: mit dem Baader-Filter konnte ich den Nebel indirekt dauerhaft halten, auch ohne Bewegen des Bildes und das mit nur 80mm Öffnung aus der Großstadt heraus. Dieses gute Ergebnis wollte ich mit dem 200/800mm GSO-Newton überprüfen.

Der große Newton zeigte beide Teile des Cirrusnebels auch schon ohne Filter. Der hellere östliche Teil war recht einfach zu erkennen, der fadenartige westliche Teil bei 52Cyg aber an der Wahrnehmungsgrenze. Vergrößerung war 40fach (20mm WidescanIII). Im Astronomik kam dieser fadenartige westliche Teil sehr schön und deutlich heraus und war indirekt dauerhaft zu halten. Deutlich kontrastreicher war aber der Anblick im Baader O-III. Der Kontrast der Fadenstruktur zum Hintergrund war besser und ich konnte den Faden in südl. Richtung, wo er dünn ausläuft, auch weiter hinaus verfolgen als mit dem Astronomik.

Bei der nachfolgenden Beobachtung des östlichen Teils war der Kontrast des Nebels und auch dessen Ausdehnung im Baader O-III wiederum größer als im Astronomik. Die fransenartige Struktur erschien einfacher wahrnehmbar und die Gesamtausdehnung auch etwas größer. Die nachfolgenden Bilder sollen diesen Eindruck wiedergeben:

ohne Filter
 

Astronomik O-III
 

Baader O-III

Sehr wichtig bei der Beobachtung mit Nebelfiltern generell ist, daß man dem Auge zeit gibt sich auf das dunklere Bild einzustellen um nachzuadaptieren. Bei der Beobachtung aus der Stadt heraus empfiehlt es sich deshalb sich ein Handtuch oder ähnliches über Kopf und Okularauszug zu stülpen, um eine wirklich dunkle Umgebung zu bekommen und Streulichtquellen abzublocken. Schon der O-III Filter von Astronomik zeigt seine volle Leistung nur unter diesen Umständen. Im Baader O-III wird der Hintergrund bereits so dunkel, daß eine Nachadaption von einigen Minuten auf jeden Fall notwendig ist. Erst dann bekommt man die volle Wirkung, so wie oben beschrieben, zu sehen. „Schnell mal den Filter rein und kurz durchgeguckt“ läuft also nicht! Man muß dem Auge die Notwendige Zeit geben sich anzupassen, oder wird enttäuscht werden.

Ein wichtiger Punkt ist vielleicht auch, daß der Baader O-III nur etwa 1/3 soviel Sterne zeigt wie der Astronomik O-III. Wer also diese Nebel lieber mit etwas weniger Kontrast, dafür aber in einem sternreichen Umfeld beobachten will, für den wird der Astronomik möglicherweise die bessere Wahl sein. Der Sprung vom Astronomik O-III zum Baader OIII ist etwa vergleichbar mit dem Sprung von UHC auf O-III generell. Der Hintergrund wird wesentlich dunkler, Sterne deutlich schwächer, der Kontrast des Objekts aber sichtbar höher.

Eine Bewertung wie „besser“ oder „schlechter“ möchte ich nach meinen Beobachtungen nicht machen. Der Astronomik zeigt einen sehr schönen Kontrast und angenehm viele Sterne. Der Baader zeigt einen noch besseren Kontrast, dafür aber auch weniger Sterne im Umfeld. Jeder mag selbst entscheiden was ihm wichtiger ist, oder noch besser, mit beiden Filtern arbeiten.

Und wie sieht es nun aus, wenn schon jemand einen UHC-Filter besitzt? Nun dann würde ich sagen, wenn schon einen O-III als Ergänzung zum UHC, dann gleich jenen von Baader mit der größten Wirkung. Das dürfte das flexiblere Duo sein mit dem größten Unterschied in der Wirkung. Und wenn ich nun überhaupt nur einen Nebelfilter will und nicht mehrere? Ganz klar: „Schaffe schaffe, Filter kaufe!“

Autor: Thomas Brüll, Wien

70/700mm Skylux Refraktor, Lidl-Scope
Nachdem ich am Gebrauchtmarkt einen neuwertigen Lidl-Refraktor erstanden hatte und an demselben alle notwendigen Umbauarbeiten abgeschlossen waren, hatte ich heute Nacht endlich Gelegenheit das Gerät in der Praxis zu testen. Gleich vorweg gesagt: ich war sehr positiv überrascht!

Hier die Details: begonnen habe ich mit Saturn. Bei 70fach (10mm Celestron-Plössel) war die Cassiniteilung in den Ansen bereits zu erkennen. Das Seeing war zu diesen Zeitpunkt ziehmlich gut (2/5, n. Antoniado). Da sollte natürlich mehr drin sein. So war es auch. Mit dem wirklich guten 8,3mm Olympus-Okular (v. Gerd Neumann) und einer Celestron Ultima-Barlow konnte ich bei 170fach die Cassiniteilung fast umlaufend beobachten. Der Schatten des Planeten am Ring und das Südliche Äquatorband waren sowieso kein Thema und einfach und deutlich zu erkennen. Damit war ich schonmal sehr zufrieden.

Auch bei Jupiter kam wahre Freude auf. Deutlich vier Bänder, das SEB zweigeteilt, die Polregionen schön dunkel abgehoben und zwei Knoten im NEB sprangen mir ins Auge. Erst ab 140fach war ein leichter Blausaum vorhanden, darunter praktisch nicht. Mit einem leichten Gelbfilter war der Kontrast noch etwas besser.

Nun wollte ich wissen, was das Gerät an Doppelsternen zustande bringt. Zuerst mal Castor einstellen, eh klar, der kommt im Winter immer als erstes an die Reihe. Natürlich kein Problem, bei 4″ Abstand ist er im Lidl schon bei 70fach klar getrennt. Ungeduldig wie ich nunmal bin, ging ich gleich auf’s Ganze. My Draconis 5m7/5m7/1,95″ bei nur 30° Höhe ü. Horizont sollte nicht leicht sein. In ruhigen Momenten war er aber eindeutig getrennt nach Rayleigh. Das hat mich wieder ein wenig überrascht, denn damit war die theoretische Grenze eigentlich schon erreicht (13,8/7=1,97). Nun wollte ich natürlich noch mehr! Also weiter zu Xi UMa 4m3/4m8/1,8″. Der stand wesentlich höher, war aber auch schwieriger zu trennen. Nach dem Dawes-Kriterium hab ich’s geschafft, die zwei Beugungsscheibchen waren eine schöne 8 und auch der geringe Helligkeitsunterschied war zu erkennen. Jetzt wurde ich übermütig. Bei 57 Cnc hätte es aber schon ein physikalisches Wunder gebraucht, um ihn auch nur nach Dawes zu trennen. Mit 6m0/6m4/ in 1,4″ Distanz für 70mm Öffnung einfach nicht mehr schaffbar. Immerhin konnte ich die längliche Form erkennen und den Positionswinkel korrekt schätzen.

Alles in allem ist dieser Test überaus positiv verlaufen. Allerdings sollte nicht verschwiegen werden, das ich zuvor gute acht Stunden Tuningarbeiten in das Gerät gesteckt hatte. Über die Verbesserungsmöglichkeiten beim Lidl-Scope habe ich eigens einen mehrseitigen Artikel verfasst. Die Qualität der Optik ist, wie immer in dieser Preisklasse, einer größeren Streuung unterworfen. Wenn man aber ein gutes Teil erwischt und vor ein paar Bastelarbeiten nicht zurückschreckt bekommt man ein wirklich zufriedenstellendes Gerät. Ein weiterer großer Vorteil ist die geringe Anfälligkeit für Luftunruhe und die fast nicht notwendige Auskühlzeit lernt man auch sehr schnell zu schätzen.

Das Lidl-Teleskop, ein Erfahrungsbericht
Dezember 2002 (und noch einige Zeit danach) gab es bei Lidl wieder mal ein Teleskop zu kaufen. Aber, Helden, die wir sind, verpassten ich und meine Freundin gerade das Astronomie-Event des Winters 2002/2003 – das Lidlscope. Durch das Astronomie-Forum wurde ich wenig später auf den Lidl-Refraktor aufmerksam…

… und wollte auch einen. Allerdings waren die Teile bei Lidl inzwischen ausverkauft und bei Ebay erzielte das inzwischen schon legendäre Gerät erstaunliche Preise… aber dann erhielt ich die Nachricht, dass es im Hohenlohischen und auf der Ostalb wieder das Lidlscope geben würde, sogar noch preisreduziert. Also, rein ins Auto und auf dem Weg vom Bodensee nach München einen größeren Haken gemacht. Und dann war es unser… das Lidlscope.

Binoviewer aus dem Astronomieforum hatte mittlerweile eine komplette Beschreibung des Lidlscopes und seiner Probleme ins Web gestellt. Dazu eine ganze Liste von Tuningtips für den kleinen Fraunhofer. Diese Tips betrafen insbesondere:

  1. Das Auskleiden verschiedener Teleskopteile mit Veloursfolie zur Verminderung von Lichtreflexen.
    2. Das Zurechtstutzen des Okularauszugs.
    3. Die Verminderung des Shiftings am Okularauszug.
    4. Das Entfernen einer Blende aus dem Okularauszug.
    5. Das Lösen der Taukappe, um ein Verspannen der Objektivlinsen zu vermeiden.
    6. Das systematische Verdrehen der Objektivlinsen, um die optimale Abbildungsqualität zu erreichen.

Nachdem wir unser Lidlscope einige Male getestet hatten, entschlossen wir uns dazu, einige dieser Verbesserungen auszuprobieren. Z.B. hatte wir auch die beschriebene kreuzförmige Abbildung von Sternen als Resultat einer zu straffen Taukappe. Allerdings waren wir zum Teil etwas skeptisch. Eine alte Mechanikerweisheit lautet „If it ain’t broke, don’t fix it!“ Dazu sollten die Maßnahmen noch halbwegs kostengünstig zu machen sein. Schließlich sollte das Tuning nicht teurer werden als das Teleskop. Und so machten wir uns an die Arbeit.

Punkt 1. Das Auskleiden mit Veloursfolie

Vermutlich den deutlichsten Effekt aller Tuningmaßnahmen (zumindest beim Betrachten des Teleskops) hat das Auskleiden von Teleskoptubus, Taukappe und Okularauszug mit schwarzer Veloursfolie. Wir kauften im lokalen Baumarkt eine Rolle von 100x45cm von Alcor für 5,99 FRZ und eine Rolle Paketklebeband aus dem Baumarkt (No-Name) für 2,03 FRZ (halb so teuer wie tesa). Dazu noch eine Probeflasche Nagellackentferner von dm für 0,45 FRZ zum Entfetten.

Bevor die eigentliche Arbeit losging, warfen wir noch einen ausführlichen Blick in den Tubus. Allerdings konnten wir auch bei ganz eingefahrenem Okularauszug keine Abschattung der Optik feststellen. Die Objektivlinsen waren durch das zu lange Blendrohr und die überflüssige Blende hindurch gut und vollständig zu sehen. Die Probleme mit der Abschattung waren nur auf alte Modelle des Lidlscopes beschränkt. Also beschlossen wir, auf Gewaltmaßnahmen am Okularauszug zu verzichten und die überflüssigen Teile überflüssig zu belassen.

Punkte 2 und 4 fielen also weg. Lediglich das zu starke Shifting wurde wie vorgeschlagen mit einem außen aufgeklebten Streifen Veloursfolie beseitigt. So war Punkt 3 erledigt.

Bevor man die Taukappe auskleiden konnte, musste sie erstmal demontiert werden. Sie saß allerdings sehr stramm und andere Lidlscope-Besitzer berichteten, daß die Optik die Anwendung roher Gewalt nicht gut verträgt. Also lagerten wir den kompletten Tubus erstmal draußen auf dem Balkon und warteten. Dann heizten wir die Taukappe von außen mit einem Fön auf und voila! Die Taukappe ließ sich gewaltfrei entfernen.

Anschließend wurde die Taukappe von innen in drei Abschnitten mit Folie beklebt. Die Veloursfolie wurde direkt nach dem Zuschneiden und noch einmal nach dem Einkleben mit um die Hand gewickeltem Paketband von Dreck und überflüssigen Fasern gereinigt. Auf dieselbe Weise wurde der vordere Teil des Blendrohrs am Okularauszug bis zur Blende beklebt.

Allerdings mussten wir feststellen, daß die bei weitem heftigsten inneren Lichtreflexe im vorderen Teil des Tubus, zwischen dem Objektiv und der ersten Blende, auftraten. Wenn die Veloursaktion also etwas bringen sollte, mussten wir auch in den Tubus rein. Also lösten wir die Fixierschraube der Linsenfassung… oder versuchten es. Nach ein paar Umdrehungen drehte sich die Gegenmutter der Schraube im Tubusinneren leer mit. Es blieb keine andere Wahl, die Linsen mussten raus. Wir schraubten den Innenring der Linsenfassung heraus und versuchten, die Linsen in ihrer Originallage herauszubekommen. Sofort markierten wir mit Faserstift die relative Lage beider Linsen an deren Außenseiten. Danach konnte der Tubus innen beklebt werden. Das heißt, meine Freundin konnte das tun, ihre Hand war für diese Arbeit klein genug, ich kam nicht in das Rohr hinein.

Das Ergebnis der Arbeit war sehr zufriedenstellend, zwischen vorher und nachher ein Unterschied wie Tag und Nacht. Vorher intensives Lichterspiel, nachher gleichmäßiges mattes Schwarz. Die Arbeit mit der Veloursfolie ging leichter als erwartet. Wir hatten immer Stücke für etwas 120 Grad des Rohrs zurechtgeschnitten und die Schutzfolie von der Klebeseite nur ein Stück weit abgezogen. Dann wurde das Stück Folie so gut es ging eingefasst und das hintere Ende angeklebt. Danach zogen wir die Schutzfolie komplett ab und klebten den ganzen Streifen ein. Wir hatten bei der ganzen Arbeit nur einmal mit einer Luftblase zu kämpfen, diese wurde einfach aufgestochen.

Punkt 5. Das Lösen der Taukappe

Bei den meisten Lidlscopes sitzt die Taukappe zu stramm auf der Linsenfassung und verspannt so die Optik. Um diesem Problem beizukommen, wird ein abfeilen oder -schmirgeln der vier Haltestreben auf der Linsenfassung vorgeschlagen, um den Druck durch die darauf sitzende Taukappe zu verringern. Hierzu hatten wir zwei Bögen Schleifpapier zu je 0,60 FRZ gekauft, einmal mit feiner und einmal mit mittlerer Körnung. Uns fiel aber auf, dass die Taukappe schon nach minimalem Abtragen von Material vollkommen locker saß. Ein kurzer Test ergab: Die Taukappe war nicht vollständig rund. In ihrer originalen Position (erkennbar an den vier Macken im mattschwarzen Lack) saß sie mit aller Macht. Verdreht um 45 Grad saß sie sehr locker. Man sollte also an dieser Stelle ohne Schleifarbeiten auskommen können und lediglich die Taukappe soweit drehen, bis sie fest, aber nicht zu fest sitzt.

Tests der Optik vor der Bastelaktion hatten eigentlich schöne Beugungsringe erkennen lassen. Intrafokal gestochen scharf und von absolut identischer Helligkeit, extrafokal etwas verwaschen und mit Farbenspiel. Aber das soll ja an einem Refraktor wie dem Lidlscope nahezu unvermeidlich sein. Da wir mit der Qualität der Abbildung eigentlich zufrieden waren, verzichteten wir auf die systematische Erkundung der optimalen Linsenposition und setzten die Linsen wieder so ein, wie sie Original in der Fassung gesessen waren. Punkt 6 fiel demnach aus.

So, damit waren wir mit dem Lidl-Tuning nach Binoviewer fertig. Uns waren aber noch ein paar andere verbesserungswürdige Punkte aufgefallen, auf die wir im Folgenden eingehen wollen.

  1. a) Oft kritisiert wird das unterdimensionierte Stativ. Die Probleme mit dem Stativ haben mehrere Ursachen. Das größte Problem hier scheint mir, daß die Bohrungen in den Aufnahmen der Montierung sowie die Aufnahmen in den Stativbeinen 7mm Durchmesser haben, wohingegen die mitgelieferten Schrauben eindeutig M6 sind. Ein Besuch beim Baumarkt macht das Problem deutlich – es gibt keine M7-Schrauben. Anscheinend werden Schrauben dieser Größe nur in manchen französischen Autos verbaut. Lidlscope-Besitzer müssen also ohne passende Schrauben auskommen. Ein Aufbohren auf 8mm halte ich speziell bei den Plastikteilen der Stativbeine für zu riskant. Hier kann erstmal nur durch größere Unterlegscheiben geholfen werden.

Einfach zu verbessern dagegen ist die Versteifung des Stativs durch den dreieckigen Ablageteller. Die mitgelieferten M4-Schrauben mit hoffnungslos unterdimensionierten Unterlegscheiben werden durch M5 und brauchbare Unterlegscheiben ersetzt. Das kostet so um die zwei Euro.

Wenn man jetzt alle Schrauben des Stativs ordentlich anzieht (auch das Stativ einer EQ-6 wird ordentlich verspreizt), ergibt sich eine IMHO recht gute Steifigkeit des Stativs. Wenn man die Beine nicht ganz auszieht, sogar sehr gut. Das Problem ist dann eher das geringe Gesamtgewicht des gesamten Teleskops, so dass man am ehesten Gefahr läuft, die gesamte Konstruktion mit einer unbedachten Bewegung umzuwerfen. Damit wird man aber wohl leben müssen, denn gerade das geringe Gewicht einer der größten Vorteile des Lidlscope.

  1. b) Der Ablageteller ist eher unbrauchbar konstruiert. Durch eine denkbar ungünstige Anordnung der Aussparungen ergibt sich gerade ein freier Platz für ein 1,25″-Okular. Es ist noch nicht ganz raus, ob die Stabilität der Dreiecksplatte ein Aufweiten der anderen Aussparungen auf 1,25″ verträgt. Vielleicht ergibt sich hier noch was.
  2. c) Die Tubusklemme. Aus Plastik gemacht scheint sie ihrer Aufgabe nicht so richtig gerecht zu werden. Und ein langes Leben wird sie vermutlich auch nicht haben, bis die Klemmvorrichtung abbricht. Eigenbau wird hier noch angesagt sein. Momentan habe ich mal versucht, durch unterfüttern mit einer 2mm Gummimatte (3,29 FRZ) ein schwingungsdämpfendes Element einzuführen. Ich kann allerdings noch nicht sagen, ob es was hilft.
  3. d) Meine ersten Beobachtungen mit dem Lidlscope spielten sich fast alle in Zenitnähe ab. Und in den noch recht frischen Märznächten musste ich feststellen, dass der Sucher nach 30-60 Minuten durch Taubeschlag unbenutzbar wurde. Unsere Lösung: Aus der oben genannten Gummimatte und etwas Paketband wurde eine aufsteckbare Taukappe gebaut, die sich problemlos wieder abnehmen lässt und die Weiterverwendung der originalen Staubschutzkappe erlaubt.
  4. e) Mit unserer Montierung waren wir eigentlich recht zufrieden. Die Gängigkeit der Achsen war gut, lediglich die RA-Schnecke läuft auf einem Teil der Umdrehung etwas stramm. Da das aber die Präzision der manuellen Nachführung nicht betrifft, machen wir am Schneckentrieb erstmal nix. Allerdings gibt es noch ein anderes Problem durch die biegsamen Wellen: Pausenlos stößt man irgendwo an. Einer dieser Anschlagpunkte an der Montierung ist das Widerlager für den optionalen RA-Motor. Wenn man das einfach herausschraubt und die leere Bohrung mit einem Stück Gewebeband verschließt, gewinnt man wieder ein paar Grad Bewegungsfreiheit. Zusätzlich ließe sich noch das Antriebsrad für den RA-Motor abschrauben, das wiederum ist aber oft ganz praktisch zum Nachführen, wenn der Arm gerade nicht lang genug ist, um die biegsame Welle zu erreichen.

Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Lidlscope, mit der Optik wie mit der Mechanik. Selbst die so viel gescholtenen mitgelieferten Okulare sind so schlecht nicht, speziell das 4mm zeigt am Jupiter eine sehr gute Leistung (merkwürdigerweise am Saturn nicht so sehr). Trotzdem lässt sich der Zukauf von etwas Zubehör wohl nicht vermeiden, und das kann schnell teurer werden als das ganze Lidlscope. Binoviewer hat auf seinen Lidlscope-Seiten eine recht gute Auswahl zusammengestellt, lediglich ein paar Filter für Mond- und Planetenbeobachtung fehlen.

Autor: Gernot Stenz

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